Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

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Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon mod am Fr 3. Jul 2015, 21:46

Hallo Foristi,

auf Euren ausdrücklichen Wunsch, zum v. g. Thema einen Thread einzurichten, ist dies nun geschehen. Bitte entschuldigt die kleine Verspätung aber nun ist es geschafft. Damit gebe ich die Diskussion frei und wünsche Euch Freude und einen guten Gedankenaustausch.
mod
 
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon admin am Fr 3. Jul 2015, 22:14

Danke für die Einrichtung. Bei mir liegt eine Vielzahl von Anfragen dazu vor. Trotz der Brisanz der Themen bitte ich freundlichst um sachliche, angemessene und zielführende Diskussion.

Danke!
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Ullrich.Hamburg am Fr 24. Jul 2015, 17:48

Danke für den thread.

Es ist richtig, dass die Streichliste in Sachen Kultur wieder begonnen hat. Richtig hart wird es bei uns in Hamburg ab 2017 kommen. In den Planungen für die Hamburger Kulturbehörde stehen Kürzungen bei Theatern, Museen oder Bücherhallen. Besonders soll es die Filmförderung treffen, deren Etat auf einen Schlag um ca. 25 Prozent gekappt werden soll. Besonders brisant ist, die pauschale Sparvorgabe soll um rund 80 Prozent auf 7 Mio. Euro jährlich steigen.
Wir fürchten harte Zeiten für die Hamburger Kulturszene. Zu den realen Kürzungen kommen Kostensteigerungen hinzu, die die Einrichtungen zusätzlich auffangen müssen, etwa für satte Tariferhöhungen, für Sachmittel, Mieten oder Energiekosten. Deshalb wirken sich die Kürzungen noch härter aus. Die Zahlen der mittelfristigen Finanzplanung sind zudem kein Spass, sondern die verbindliche Planungsgrundlage der Behörde. Die Kürzungen von mehr als 2 Millionen Euro städtischer Zuwendungen würden für den Filmbereich bedeuten, dass bei Koproduktionen auch Förderungen durch das ZDF oder den NDR geringer ausfielen. Auch Filmfestivals und kommunale Kinos sollen ab 2017 weniger Geld bekommen. Für den Filmstandort Hamburg mit hunderten Jobs und preisgekrönten Produktionen wäre dies ein ausgesprochen schlechtes Szenario.
Die Staatstheater sollen insgesamt über eine Million Euro einsparen, die Privattheater mehr als 250.000 Euro. Museen und Bücherhallen sind für 2017/18 ebenso von Kürzungen betroffen wie die Kreativgesellschaft oder die Hamburger Symphoniker. Rechnet man Preissteigerungen etwa durch die Tarifentwicklung hinzu, so führt der Schrumpfkurs auch hier zu realen Kürzungen im Millionenbereich.
Die Kulturbehörde plant in 2015 zudem null Euro für Investitionen ein, und die Mittel für Bauunterhaltung werden ab 2017/18 ebenfalls gekürzt. Die sogenannte Globale Minderausgabe, eine pauschale Sparvorgabe des Finanzsenators an die Kulturbehörde steigt in diesen beiden Jahren auf ein Allzeithoch von über 7 Millionen Euro jährlich. Diese Summe muss zusätzlich zu den schon konkreten Einsparungen erbracht werden.
Die geplanten Einsparungen in der Filmförderung wären ein herber Einschnitt für den Filmstandort Hamburg. Gerade noch feiert sich die Stadt als Drehort für den Hollywood-Thriller ,A Most Wanted Man‘ und eröffnet in wenigen Tagen feierlich das Filmfest. Mit den Kürzungen ab 2017 würde Hamburg als Film- und Medienstandort weiter Boden gegenüber Berlin verlieren.
Es ist ein Paradigmenwechsel, dass keinerlei Investitionen mehr in den Kulturhaushalt eingestellt werden. In Zukunft muss die Kultursenatorin um jede nötige Investition bei der Bürgerschaft oder beim Finanzsenator betteln gehen. Abstrakt, aber hart in der Konsequenz, ist die drastisch erhöhte pauschale Sparvorgabe: Die sogenannte globale Minderausgabe wird um 80 Prozent auf 7 Mio. Euro jährlich erhöht. Wenn die Behörde diese konkret umsetzt, drohen zusätzliche Einsparungen für Theater, Museen, Bücherhallen oder im Musikbereich. Mit dieser Politik wird ein neuen Kulturkampf in Hamburg in Gang gesetzt.

Nach meiner Meinung trifft das den Trend in Deutschland oder wie ist das z. Z. bei Euch? ;)
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Hagemann am Fr 24. Jul 2015, 19:18

Ja, auch in Bielefeld. Das Theater muss sparen.

Das Theater Bielefeld kann auf eine sehr, sehr erfolgreiche Spielzeit zurück bicken. Rund 210 000 Zuschauer haben die etwa 630 Vorstellungen des Theaters und die Konzerte der Bielefelder Philharmoniker besucht. Alle drei Sparten, Schauspiel, Tanz und Musiktheater sind eigentlich zufrieden und können bisher eine positive Bilanz ziehen. Die Stadt muss aber sparen und das zuerst mit rund 800 000 Euro jährlich bei den städtischen Bühnen. Wie gravierend die Einschnitte tatsächlich sein werden, entscheidet sich nun nach der Sommerpause. Wir werden sehen, aber gut sieht das nicht aus.
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Ullrich.Hamburg am Fr 24. Jul 2015, 19:40

Auch bei uns nebenan ist es so:
Zum einen gibt es dort einen Besucherrekord 2014 mit 185.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, und auch der Kartenverkauf für 2015 läuft so gut wie nie zuvor. Zum anderen hat das Theater Lübeck als einziges Theater in Norddeutschland den Faust-Preis und damit den Oscar unter den Theaterpreisen gewonnen.
Doch all die guten Erfolge dort und auch die Rekordeinnahmen in Höhe von 3,3 Millionen Euro reichen nicht, um aus den roten Zahlen zu kommen. Grund sind z. B. die Tariferhöhungen und der Mindestlohn. In 2015 muss daher Personal abgebaut werden, Das heißt, die haben dann acht bis zehn Stellen dort weniger.
Im kommenden Jahr müssen noch geplante Konzerte und Vorstellungen gestrichen werden. Ein entsprechendes Konzept soll der Kultursenatorin in Lübecks vorgelegt werden.
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Ullrich.Hamburg am Fr 24. Jul 2015, 19:52

HIer mal noch eine Einschätzung zur Sache von der Stiftung für Zukunftsfragen. Die Menschen drehen den Euro dreimal um - ehe sie Ihn ausgeben - und wir laufen geradewegs in eine europäische Wirtschaftskrise hinein. Kein wunder, wo die Deutschen heute und in Zukunft sparen:

"Wo sparen die Deutschen Geld?

Bei Miete und Lebensmitteln können oder wollen die Deutschen offenbar nicht sparen. Eine neue Konsumstudie belegt: Wenn es ernst wird, würden sich viele Bundesbürger angeblich eher zu Hause verkriechen, anstatt für Kultur zu bezahlen.

In Deutschland würde die Masse der Bundesbürger bei finanziellen Engpässen vor allem beim Ausgehen sparen. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen. 69 von 100 befragten Deutschen würden demnach für Besuche in Restaurant, Disco oder Kino weniger Geld ausgeben, wenn in der Haushaltskasse einmal Ebbe herrschen sollte. Wie die Hamburger Forscher betonen, scheint sich hier ein Bewusstseinswandel vollzogen zu haben: Bei einer Befragung im Jahr 2003 waren es nur 49 Prozent.

"Das Ausgehen war früher das Highlight der Woche", sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Ulrich Reinhardt. Inzwischen seien aber alle Altersgruppen bereit, beim Ausgehen notfalls kürzerzutreten. Er vermutet unterschiedliche Gründe für diese Entwicklung. Zum einen könne man sich heute auch gut zu Hause unterhalten, erklärte Reinhardt. Zum anderen gebe es mittlerweile mehr Möglichkeiten, seinen Verdienst auszugeben.

Kürzen würden die Befragten bei Geldmangel am ehesten auch bei Urlaubsreisen (60 Prozent), Wochenendausflügen (56 Prozent), Medien wie Computern, Zeitschriften und Videos (42 Prozent) und Kleidung (40 Prozent).

Dagegen würden nur wenige Deutsche ihr Budget für Wohnen, Haus und Garten antasten - lediglich 13 Prozent würden dort Geld abknapsen. Das Zuhause habe immer noch einen hohen Stellenwert. "Da soll es schön sein", sagte Reinhardt. Viele seien in der Nachbarschaft verwurzelt und würden auch nicht umziehen, nur um ein wenig Miete zu sparen.

Die wenigsten Befragten würden bei Essen und Trinken knausern - 11 Prozent gaben an, dort wenn nötig sparen zu wollen. Dabei geben die Deutschen im Schnitt schon jetzt deutlich weniger Geld für Nahrung aus als viele europäischen Nachbarn. Womöglich sei das Einsparpotenzial deswegen nicht so groß. Reinhardts Eindruck insgesamt: "Da merkt man schon, dass die Lust am Ausgehen doch nicht mehr so ausgeprägt ist."

Das durchschnittliche monatliche Haushaltsbruttoeinkommen beziffert die Stiftung für Zukunftsfragen auf 3989 Euro. "Davon verwenden die Bundesbürger rund ein Sechstel für die Bereiche Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Restaurant und Hotellerie", heißt es in der aktuellen Konsumstudie. "Damit geben die Deutschen jedes Jahr insgesamt über 300 Milliarden Euro für Sport oder Kultur, Hobby oder Ausgehen, Sommer- oder Winterurlaub aus."

Aber sind diese Freizeitangebote ihr Geld auch wert? Danach fragte die Stiftung für Zukunftsfragen ebenfalls. Besonders zufrieden waren demnach Besucher von Konzerten: 90 von 100 Gästen waren der Meinung, der Besuch sei das Geld wert gewesen. Auch bei anderen Angeboten fiel die Rückmeldung gut aus. Hohe Zufriedenheitsquoten gab es etwa auch für Zoos (89 Prozent) sowie für Musicals, Sportveranstaltungen und Kinobesuche (je 86 Prozent)."


Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Seife am Fr 24. Jul 2015, 20:16

Nach dem verfehlten Gutachten der Münchner Actori - die die Strukturen der Leipziger Theater grundlegend "reformieren" wollten - nun der erneute Vorstoß der CDU Fraktion in Leipzig, eine zentralistische Theaterlandschaft herzustellen. Die CDU möchte die Leipziger Hochkultur grundlegend reformieren. Oper, Schauspiel und Theater der Jungen Welt sollen zu den "Städtischen Bühnen" fusionieren. Das Gewandhaus soll zwar seine Eigenständigkeit behalten, aber perspektivisch vom kommunalen Eigenbetrieb zu einer GmbH oder Stiftung werden. Alter Wein in neuen Schläuchen. Mich überrascht, dass gerade die CDU zentralistische-Kombinatsstrukturen befürwortet, die keiner übersehen, geschweige denn richtig steuern kann. Das ganz abgesehen davon, dass Kunst und Kultur in "Kombinaten" (lat. combinatus "vereinigt") nicht besonders gedeihen wird.

Überrascht hat mich das Gutachten der Münchner Firma nicht. Wenn der Vorstand der Beratungsfirma bereits bei der Konkurrenz am großen Haus in München an leitender Stelle über Jahre angestellt war, muss man sich nicht wundern, wenn von dort der Versuch unternommen wird, bei der Leipziger Hochkultur keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Es scheint mir schon ein Irrweg zu sein, wenn man den Wettbewerber zu seinem Berater macht und für den ausgearbeiteten "Liquidierungsplan" der Hochkultur noch hunderttausende Euro aus dem Leipziger Stadtsäckel bezahlt. ;) Haben wir in Sachsen keine eigenen Leute die so was können, dass wir nicht noch vom Konkurrenten verhöhnt, verraten und verkauft werden müssen? Mir wäre für solche Versuche, die nun wohl auch gescheitert sind, das Geld und die vertane Zeit viele zu schade.

Jeder wartet nun bei uns schon wieder darauf, dass die MUKO erneut geschlossen werden soll. Die Drohung zum Schließen der MUKO gehört zu den normalen Ritualen hier in Leipzig. Warum wohl hat der alte Goethe damals schon gemeint: Mein Leipzig lob ich mir - es ist ein klein Paris. Richtig, von seinem kulturellen Umfeld "profitiert" Leipzig auch heute noch. Da ist auch das mögliche Anliegen der Leipziger CDU ein wenig durchsichtig - der Dresdner Landesregierung helfend unter die Arme zu greifen und der Dresdner Kultur einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Ein wenig kurzsichtig, wenn's so sein sollte.

Früher nannte man Dresden mal "Das Tal der Ahnungslosen". Hoffentlich hat sich das mit der Zeit gebessert. Gut wäre es schon, auch für die Leipziger Hochkultur. :lol:

Nur meine eigene Meinung zum Thema - muss nicht immer richtig sein. Wenn's jemand besser weiß, dann gerne doch und gut für die Diskussion der Foristi hier.
Seife
 
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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Vogel.dresden am So 2. Aug 2015, 18:25

Einen guten Abend zusammen. Hier einmal der Vorschlag der CDU-Leipzig zur Theaterstruktur. Da kann sich jeder selbst ein Bild machen:

"1. Der OBM wird beauftragt, auf Grundlage der Ergebnisse des BBVL-Projektes „Strukturreform Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig- Teil B“, jedoch in modifizierter Form,
eine Beschlussvorlage zur Schaffung einer wirtschaftlich tragfähigen Struktur für die städtischen Theater einzubringen. Deren Inhalt ist die Gründung eines Mehrspartenhauses „Städtische Bühnen Leipzig GmbH“ (Arbeitstitel) mit Wirksamkeit zum Beginn des Spielplanes 2011/12.

2. In diese Struktur gehen ein:
-Eigenbetrieb Oper (einschließlich Musikalische Komödie und Ballett)
-Eigenbetrieb Schauspiel
-Eigenbetrieb Theater der Jungen Welt

3. Eckpunkte der neuen Struktur sind:
- das Mehrspartenhaus besteht aus den 3 Sparten Musiktheater, Schauspiel sowie Kinder- und Jugendtheater (optional: 4 Sparten mit Ballett als eigenständiger Sparte)
- Rechtsform ist die GmbH
- In den Sparten werden die künstlerischen Kernprozesse und die unmittelbar kunstnahen Hilfsprozesse gebündelt, in den Zentralen Diensten die Nebenprozesse und alle
zentralisierbaren Hilfsprozesse
- die Sparten werden von Intendanten geleitet, die Zentralen Dienste vom kaufmännischen Geschäftsführer
- die Unternehmensleitung besteht aus dem kaufmännischen Geschäftsführer und, in beratender Funktion, dem Chefintendanten; Chefintendant ist, im Rotationsverfahren
jeweils befristet auf 3 Jahre, einer der Spartenintendanten
- Ausgliederung der Werkstätten als (alleinig oder mehrheitlich) Tochterunternehmen
- gemeinsame Vorverkaufskasse mit dem Gewandhaus in zentraler Lage

4. Vor Gründung des Mehrspartenhauses werden die von der BBVL ausgewiesenen Einsparpotenziale vollständig umgesetzt.

5. Durch eine Vereinbarung zwischen Stadt und der GmbH wird auch weiterhin die mittelfristige Finanzierungssicherheit über mindestens 3 Jahre gewährleistet.

Begründung:

Eine Strukturreform für die städtischen Theater ist überfällig. Gerade die Oper als größte Ausgabeposition im Kulturetat steht in der gegenwärtigen Haushaltssituation unter akutem
Rechtfertigungsdruck. Soll die künstlerische Substanz dieser Häuser bewahrt und weiter entwickelt werden, muss deren Wirtschaftlichkeit zügig und signifikant verbessert werden.
Die BBVL hat bereits 2005-2007 umfangreiche Untersuchungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durchgeführt, insbesondere in Form des Projektes „Strukturreform
Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig“, Teile A und B. Alle Untersuchungen wurden der Stadtverwaltung übergeben, weder der frühere noch der jetzige Kulturbürgermeister zogen
daraus die notwendigen Konsequenzen.

Im Projektteil B schlägt die BBVL die Gründung eines Zweispartenhauses „Städtische Bühnen Leipzig’“ in der Rechtsform einer GmbH vor. Empfohlen wird u.a.
-die Bündelung aller zentralisierbaren Hilfsprozesse und aller Nebenprozesse in Zentralabteilungen sowie dem Bereich Technik/Werkstätten
-die Unternehmensleitung in Form einer kaufmännischen Geschäftsführung
-eine Gesamtstellenzahl von ca. 741 Stellen
-den Vollzug aller empfohlenen und noch ausstehenden Restrukturierungsmaßnahmen noch vor Gründung des Zweispartenhauses.
Die Projektergebnisse enthalten weiterhin eine plausible Begründung, warum der Eigenbetrieb Gewandhaus nicht in diese neue Struktur integriert werden sollte. Die Gründe liegen
insbesondere in der herausgehobenen Stellung und der herausragenden künstlerischen Qualität des Gewandhauses. Gleichzeitig werden aber Vorschläge zur Optimierung der
Schnittstellen zwischen Oper und Gewandhaus unterbreitet. Insbesondere wird eine gemeinsame Vorverkaufskasse für die Städtischen Bühnen und das Gewandhaus in zentraler
Lage vorgeschlagen.

Die Vorschläge der BBVL stellen insgesamt eine sehr gute und gründlich durchdachte Grundlage für die notwendige Strukturreform der Leipziger Theater dar. Ein unverzichtbarer Baustein dieses Konzeptes ist insbesondere auch die Rechtsform GmbH. Diese erlaubt u.a. die Gründung von Tochtergesellschaften bzw. Serviceeinrichtungen mit Kooperationspartnern sowie eine flexiblere Handhabung des Dienstrechtes und bietet Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung. Unternehmenszweck wäre im Fall der Städtischen
Bühnen Leipzig GmbH die Förderung von Kunst und Kultur, also ein gemeinnütziger steuerbegünstigter Zweck im Sinne des § 52, Abs. (1) und (2) der Abgabenordnung.
Zu beachten sind dabei die Vorgaben des § 96 der Sächsischen Gemeindeordnung.

In einigen wenigen, aber wichtigen Punkten sollte von den Vorschlägen der BBVL allerdings abgewichen werden:
-die Sparte Kinder- und Jugendtheater sollte von Beginn an als gleichwertige und gleichberechtigte Sparte in die neue Struktur einbezogen werden
-angesichts der Größe des neuen Mehrspartenhauses und der Herausforderungen im Prozess des Zusammenwachsens bisher eigenständiger Betriebe halten wir eine kaufmännischkünstlerische Doppelspitze (mit dem kaufmännischen Geschäftsführer in der Hauptverantwortung und einem Chefintendanten in beratender Funktion) im Vergleich zur
vorgeschlagenen alleinigen kaufmännischen Geschäftsführung für zweckmäßiger.

Eine Option beim Zuschnitt der Sparten ist die Aufwertung des Balletts zu einer eigenständigen Sparte. Dies wäre angesichts der Besonderheiten dieses Genres und der inzwischen sehr positiven Entwicklung des Leipziger Balletts gerechtfertigt. Eine wesentliche Chance der neuen Struktur für die künstlerische Entwicklung des Leipziger Theaters liegt darin, dass die Spartenintendanten von adminstrativen Aufgaben entlastet werden und sich, im Rahmen ihrer Budgets, auf ihre künstlerische Kernkompetenz konzentrieren können.
Finanzielle Effekte der Strukturreform:

Die BBVL beziffert den Investitionsaufwand für die Gründung eines Mehrspartenhauses (Umzug, Renovierung, Anpassung IT) auf eine Größenordnung zwischen 250 und 600 T€.
Die Einsparungen unmittelbar aus der Gründung eines Mehrspartenhauses werden auf 710 T€ beziffert (17 Stellen, ca. 40 T€ Personalkosten p.a. pro Stelle). Aus der Gesamtheit aller Strukturvorschläge der BBVL ergibt sich eine Zielgröße von 581,5 Stellen für die Oper und 176,5 Stellen für das Schauspiel.

Im Vergleich zur aktuellen Struktur beider Eigenbetriebe bedeutet dies ein Einsparpotenzial von ca. 70 bis 80 Stellen, zuzüglich der o.g. 17 Stellen. Daraus ergibt sich ein Bruttoeinsparpotenzial von ca. 3,5 bis 3,9 Mio. €. Abzüglich des o.g. Investitionsaufwandes ergibt sich ein bezifferbares Nettoeinsparpotenzial von etwa 3 bis 3,5 Mio. €. Weitere Wirtschaftlichkeitspotenziale sind derzeit noch nicht bezifferbar:
- Einsparungen aus Aufgabe des Verwaltungsstandortes Gottschedstraße bei konsequenter Strukturstraffung
- allgemeine Effizienzerhöhung durch Prozessoptimierung
- sinkender Zuschuss an die Werkstätten durch Ausgliederung und Akquise von Drittaufträgen
- flexiblere Tarifpolitik durch die Rechtsform GmbH
- Zuwachs an Publikum durch künstlerische Qualitätsverbesserung"


Besser ist es u. U. wenn einmal über die Sache selbst diskutiert wird - und zwar ohne Vorbehalte. ;)

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Re: Konsolidierung vs. Kultur oder d. Kultur d. Konsolidierung

Beitragvon Grünrock am Mo 24. Aug 2015, 10:32

Ja, OK!
Was ist denn mit dem Vorschlag. Ist doch ganz OK, oder?
Zumindest wird versucht, sparsam mit den Mitteln der Stadt umzugehen. Man hört ja, dass der Finanzbedarf in Leipzig so gering nicht sei. Ich nehme mal an, da müssen auch Schulen, Kitas und vieles in der Infrastruktur finanziert werden. ;)
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