Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Moderator: mod

Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon Kaktusblüte am Mo 4. Feb 2013, 17:09

Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Petition mit 9000 Unterschriften gegen Wiederansiedlung des Raubtiers erreicht Dresdner Landtag.

Die Angst vorm Wolf macht sich Luft in Sachsen. Eine Massenpetition von Wolfsgegnern, die am Dresdner Landtag einging, haben 9000 Sachsen unterschrieben. Bewohner der Wolfsgebiete in der Lausitz und der Sächsischen Schweiz wollen so erreichen, dass das Tier gejagt werden darf. Auch in der CDU wächst der Widerstand gegen Umweltminister Frank Kupfers (CDU) Wolfsmanagement.

"Der Wolf hat den Landtag erreicht", sagt Jens Michel, CDU-Abgeordneter aus der Sächsischen Schweiz. Leute aus seinem Wahlkreis haben Unterschriften gesammelt gegen Minister Kupfers Jagdgesetz. In drei Monaten unterzeichneten knapp 9000 besorgte Menschen aus ganz Sachsen.

Gerade die Schafzüchter sind sauer, dass der Wolf nun zwar im Jagdgesetz steht, aber nicht gejagt werden darf. Diese Regelung ist seit September in Kraft, nun proben auch einige CDU-Wahlkreisabgeordnete den Aufstand.

In einem fraktionsinternen Schreiben, das der RUNDSCHAU vorliegt, weisen sie auf die "Kosten, Mühen und Furcht" hin, die der Wolf der Bevölkerung beschere. "Über den Imagegewinn der Bezeichnung als Wolfsgebiet lässt sich trefflich streiten", heißt es darin. Die Parlamentarier schlagen weiter vor, das Wolfsmanagement im Freistaat dem Landesjagdverband zu übertragen.

Davon hält Kupfer gar nichts: "Das Wolfsmanagement im Freistaat Sachsen ist als Ergebnis eines breiten gesellschaftlichen Konsenses entstanden", erklärte Kupfer am Donnerstag auf Anfrage. Er sehe keinen Grund, die bestehende Regelung zu ändern.

Laut Jagdgesetz gelten die sich stetig ausbreitenden Wölfe als schützenswerte Art, an deren Beobachtung nun auch die Jäger beteiligt sind. Jäger und Schäfer sind indes die schärfsten Kritiker der Wiederansiedlung des Raubtiers, das von Osten her Sachsen wiederbesiedelt.

"Es ist uns wenig verständlich, warum wir uns das antun müssen", sagt Manfred Horn, Schäfermeister aus Neustadt in der Sächsischen Schweiz. Horn reichte am Donnerstag die Massenpetition gegen die "uneingeschränkte Ausbreitung" des Wolfs beim Landtag ein. "Die Menschen haben echte Befürchtungen", so Horn. Umweltminister Kupfer bedauert indes, dass die Diskussion um den Wolf zu emotional geführt werde: "Wir haben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir rotten den Wolf aus oder wir schützen ihn. Die zweite Variante halte ich für besser." Für Johannes Lichdi, Umweltsprecher der Grünen-Landtagsfraktion, haben die Ängste vor dem Wolf keinen rationalen Hintergrund: "Wir sollten stolz sein, dass wir in Sachsen ein europaweit beispielhaftes Artenschutzprogramm umsetzen", sagte Lichdi. "Mir ist nicht bekannt, dass der Wolf eine Gefahr für den Menschen darstellt." Wer die Schutzmaßnahmen fachgerecht umsetze, für den sei der Wolf kein Problem.

Die rebellierenden Schäfer verweisen indes auf eigene Beobachtung. "Mir hat der Wolf fünf Schafe gerissen, trotz Herdenschutzhunden", berichtet Manfred Horn. Er könne nachts nicht mehr schlafen aus Angst um seine 200 Mutterschafe. Dagegen würden nur scharfe Hunde helfen und hohe Zäune – was aber nicht gerade zum Wohlfühlen einlade.

Anwohner sagen, sie fühlten sich zu Hause wie im Hochsicherheitstrakt. "Ich bin bewusst von der Stadt aufs Dorf gezogen, weil ich Ruhe haben wollte", sagte am Donnerstag ein Unterzeichner der Petition im Landtag. "Viele sagen bei uns schon: Das ist nicht mehr die Ursprünglichkeit hier im Dorf."

Quelle:(LR vom 01. Februar 2013)
Kaktusblüte
 
Beiträge: 89
Registriert: Do 2. Apr 2009, 16:58
Wohnort: Leipzig

Re: Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon Bullenjäger am Mo 4. Feb 2013, 21:05

Danke Kaktus, dass Du den aktuellen Bericht der Lausitzer Rundschau mal reingestellt hast.

Natürlich ist es so, dass die Population der Wolfe in der Lausitz Besorgnis erregend ist. Ich bin mir da ganz sicher, dass sich die tatsächlichen Umstände bisher noch keiner so richtig angeschaut hat. Es wäre gut, dass Umweltministerium begibt sich einmal vor Ort.

Man sollte einmal mit den Menschen dort sprechen und sich von der Situation ein ausgewogenes Bild machen.

Eine Meinung, "entweder wir entscheiden uns für alle Wölfe oder gegen alle", ist keine Lösung. Auf die Ausgewogenheit wird es, wie überall im Leben ankommen.

Das Wolfsmanagement in der Hand der dafür zuständigen, der Jägerschaft wäre schon der richtige Weg. Ich habe den Eindruck, dass da zu viele Instanzen aneinander vorbeireden. Es gibt da zu viele selbsternannte Spezialisten und Wolfsmanager, die eigentlich die Vertreter der großen Waldbesitzer sind. Nur ein totes Reh ist ein Gutes.. Nachtigal oder besser Wolf ich hör dich trapsen... Über viele Jahrzehnte ist ein gesunder Wildbestand in Sachsen entstanden. Hier liegt eine Interessenverschiebung gegen unsere heimischen Wildtiere und einseitig sowie unvernünftig für die großen Waldbesitzer (Land/Bund) vor. Merkt denn das keiner mehr. Wollen wir warten bis unsere Kinder das Reh nur noch im Zoo sehen dürfen? Wo sind denn da unsere Tierschützer. Schützen die einseitig den Wolf, damit wir das einheimische Wild komplett auf die Rote Liste bekommen? Sehr komosch ist das alles.

Neben den sicher bereits dramatischen Umständen hilft aber auch nur Besonnenheit.
Zuletzt geändert von Bullenjäger am Di 5. Feb 2013, 10:39, insgesamt 5-mal geändert.
Bullenjäger
 
Beiträge: 7
Registriert: Sa 13. Mär 2010, 18:04

Re: Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon Heinze am Mo 4. Feb 2013, 21:11

Bei uns in Bandenburg wird nicht der Wolf selbst, aber die schnell wachsende Zahl der Wolfe beklagt. Landwirte und Leute mit landwirtschaftlichen Nebenerwerb haben einfach Angst. Die Jäger beklagen einen dramatischen Rückgang des Rehwildes. Auch Eltern haben Angst um Ihre Kinder, die im Dunklen an der Busahaltestelle, weit in der Pampa teils lange allein sind.
Heinze
 
Beiträge: 138
Registriert: Do 28. Aug 2008, 09:36

Re: Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon mollenbröder am Mo 4. Feb 2013, 21:19

Richtig ist schon, dass es nicht allein von einem guten Immage spricht, wenn es in dem Brandenburglied heist: " In Brandenburg soll es wieder Wölfe geben. Mag sein. Aber in die Moderne weist das nicht gerade. Wölfe brauchen doch ein sehr großes und zusammenhängendes Waldgebiet. In den Siedlungen ist dass schon kompliziert. Meiner Meinung sind das unrealistische Spinnereien, mit der Ansiedlung des Wolfes in dem Maße.

http://www.youtube.com/watch?v=uellmynA34U
mollenbröder
 
Beiträge: 39
Registriert: Mi 13. Mai 2009, 17:28

Re: Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon Grünrock am Mo 4. Feb 2013, 21:36

In der Tat. Das ist ein Problem. Wolfsrudel leben im Normalfall in festen Revieren. Bie Reviere benachbarter Rudel überschneiden sich daher meist nur minimal. Die Größe der Reviere wird im Wesentlichen durch die Größe der Beutetierarten und die Zahl der Beutetiere bestimmt. Aus Mitteleuropa liegen bisher nur Werte aus Polen vor, dort wurden Reviergrößen zwischen 150 und 350 km² je Rudel festgestellt.

Wenn in der sächsischen Oberlausitz tatsächlich bereits 7 Wolfsrudel ansässig geworden sind, ist das ein unvertretbare Problem. Aus Westpolen drängen da noch über 100 Wölfe an der Grenze zu Sachsen nach.

Wenn nicht rechtzeitig und angemessen gegengesteuert wird, steuert sich die Sache schnell allein.
Grünrock
 
Beiträge: 131
Registriert: Mo 1. Sep 2008, 10:41
Wohnort: Chemnitz

Re: Sachsens Schäfer wollen Wölfe schießen lassen

Beitragvon Bullenjäger am Mo 4. Feb 2013, 22:13

Es wird Zeit, dass das Thema einmal sachlich diskutiert wird. Gegenwärtig wir die Diskussion nur von den "großen Waldbesitzern", dem NABU und den Grünen aus politischen Gründen geführt.

Das Thema gehört einmal ganz sachlich auf die Tagesordnung.

http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/audio459762.html
Bullenjäger
 
Beiträge: 7
Registriert: Sa 13. Mär 2010, 18:04


Zurück zu Öffentliche Hand in den Medien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron