Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Peter am Mi 15. Mär 2023, 15:13

Hier einmal ein interessanter Beitrag der tkt.at. So dargestellt hört man das in den Medien in Deutschland nicht. Ein Oberstleutnant der Ukrainischen Armee schätzt die gegenwärtige Lage zum Krieg in der Ukraine offenbar realistisch und sehr, sehr offen ein. Das mal ganz abseits von jeglicher Politik - sondern aus seiner militärischen Sicht. Er verweist auf Medien in den USA, die das ähnlich darstellen, wie er. Ich war etwas überrascht, dass die militärische Lage so schwierig sein soll. Hier hört man in den Medien völlig anderes. Aber lest bitte hier einmal selber und macht euch ein Bild, ohne dass ihr die Bildzeitung lesen müsst:

Bakhmut: Zerfallserscheinungen auf Seiten der Ukraine, 15. März 2023 - von Prof. Dr. Stephan Sander-Faes

Die Schlacht um Bakhmut geht ihrem Ende zu – und langsam aber sicher tauchen “sogar” in den Medien Hinweise über den Zustand der ukrainischen Truppen auf. Gestern hat TKP über den Stand der Dinge Anfang März berichtet.

Vorgestern (13. März 2023) erschien ein aufschlussreicher, wenn auch von massiver Propaganda durchsetzter Beitrag von Isabelle Khurshudyan, Paul Sonne und Karen DeYoung in der Washington Post. Unter dem vielsagenden Titel “Wenig erfahrene Truppen und Munitionsmangel erhöhen den Pessimismus der Ukraine” heißt es etwa (meine Übersetzung):

Die Qualität der ukrainischen Streitkräfte, die einst als wesentlicher Vorteil gegenüber Russland angesehen wurde, hat sich durch ein Jahr voller Verluste verschlechtert, da viele der erfahrensten Kämpfer nicht mehr auf dem Schlachtfeld stehen. Das hat einige ukrainische Beamte dazu veranlasst, die Bereitschaft Kiews zu einer lang erwarteten Frühjahrsoffensive in Frage zu stellen.

Nichts davon ist Beobachtern der Lage verborgen geblieben. Die Aussichten auf eine erfolgreiche Frühjahrsoffensive nach Ende der Schlammsaison sind – gerade angesichts der massiven russischen Überlegenheit an Artillerie und Truppen – ausgesprochen gering.

Unter Militärs gilt es als ausgemacht, dass für eine erfolgversprechende Offensive eine Übermacht an Soldaten im Verhältnis 3:1 gegenüber den Verteidigern notwendig ist. Dies ist angesichts der bekannten russischen Truppenstärke kaum zu erzielen (und hebt übrigens die militärischen Leistungen der vor einem Jahr in Unterzahl befindlichen russischen Truppen hervor).

Eine ukrainische Frühjahrsoffensive wird, so diese überhaupt stattfindet, vor allem rasch ausgehobene und ausgesprochen knapp – rund zwei Wochen Gefechtsvorbereitung, wie gestern berichtet – ausgebildete Truppen gegen weitaus erfahrenere, ausgeruhte(re) und mit umfassenden Ersatz- und Nachschuboptionen ausgestattete russische Einheiten führen. Diese verfügen zudem über eine erdrückende Überlegenheit an Artillerie.

Bestätigung durch die Washington Post
Alles andere als ein Blutbad steht kaum zu erwarten, wie dies nun auch – endlich – durch mehr und mehr Medien bestätigt wird:

Der Einsatz unerfahrener Wehrpflichtiger, die die Verluste ausgleichen sollen, hat das Profil der ukrainischen Streitkräfte verändert, die nach Angaben von Militärangehörigen vor Ort auch unter einem grundlegenden Mangel an Munition, einschließlich Artilleriegranaten und Mörsergranaten, leiden.

“Das Wertvollste im Krieg ist die Kampferfahrung”, sagte ein Bataillonskommandeur der 46. Luftlandebrigade, der gemäß dem ukrainischen Militärprotokoll nur mit seinem Rufnamen Kupol bezeichnet wird. “Ein Soldat, der sechs Monate Kampfhandlungen überlebt hat, und ein Soldat, der von einem Schießstand kommt, sind zwei verschiedene Soldaten. Das ist wie Himmel und Erde.”

“Und es gibt nur wenige Soldaten mit Kampferfahrung“, fügte Kupol hinzu. “Leider sind sie alle schon tot oder verwundet.”

Solche düsteren Einschätzungen haben einen spürbaren, wenn auch meist unausgesprochenen Pessimismus von der Front bis zu den Korridoren der Macht in der Hauptstadt Kiew verbreitet.

Die kürzlich in u.a. der Financial Times berichteten ukrainischen Verluste entsprechen angesichts solcher Aussagen wohl kaum den Verhältnissen vor Ort.

Neben den quantitativen Aspekten ist jedoch auch die Qualität vor allem der an vorderster Front eingesetzten Offiziere bedenklich, wie der eingangs verlinkte Beitrag der Washington Post ebenso unzweifelhaft wie schonungslos darlegt:

Kupol sagte, er hoffe, dass Washington die ukrainischen Streitkräfte besser ausbilden werde und dass er hoffe, dass die ukrainischen Truppen, die für eine kommende Gegenoffensive zurückgehalten werden, mehr Erfolg haben werden als die unerfahrenen Soldaten, die jetzt unter seinem Kommando an der Front stehen.

“Es gibt immer einen Glauben an ein Wunder”, sagte er. “Entweder wird es ein Massaker und Leichenberge geben oder es wird eine professionelle Gegenoffensive sein. Es gibt zwei Möglichkeiten. Es wird so oder so eine Gegenoffensive geben.”

An dieser Stelle kann wohl ausgeschlossen werden, dass es kein “Massaker und Leichenberge” geben dürfte; die Lage an der Front ist offenbar so bedenklich, dass Kupol von Hoffnungen auf “ein Wunder” spricht.

Ein hochrangiger ukrainischer Regierungsbeamter, der aus Gründen der Offenheit anonym bleiben wollte, bezeichnete die vom Westen zugesagte Anzahl von Panzern als “symbolisch”. Andere äußerten sich insgeheim pessimistisch, dass die versprochenen Lieferungen das Schlachtfeld überhaupt rechtzeitig erreichen würden.

“Wenn man mehr Ressourcen hat, greift man aktiver an”, sagte der hohe Beamte. “Wenn man weniger Mittel hat, verteidigt man mehr. Wir werden uns verteidigen. Wenn Sie mich persönlich fragen, glaube ich deshalb nicht an eine große Gegenoffensive für uns. Ich würde gerne daran glauben, aber ich schaue mir die Ressourcen an und frage: “Womit? Vielleicht werden wir einige lokale Durchbrüche erzielen.”

“Wir haben weder die Leute noch die Waffen”, fügte der hohe Beamte hinzu. “Und Sie kennen das Verhältnis: Wenn man in der Offensive ist, verliert man doppelt oder dreimal so viele Menschen und Material. Wir können es uns nicht leisten, so viele Menschen zu verlieren.”

Angesichts dieser Aussagen erscheint es notwendig, die Planer im Westen zu befragen, wie viele Ukrainer – und Russen – denn noch elendiglich zugrunde gehen müssen, bevor der Konflikt auf dem Verhandlungstisch beigelegt wird.

Schlachtbank Donbass
Bitte beachten Sie, dass der vorgehende Satz nicht als “Bestätigung” oder “Appeasement” zu werten ist, sondern eine halbwegs realistische Einschätzung darstellt, dass – zumindest hinter vorgehaltener Hand – auch in Kiew die Meinung umgeht, dass der Krieg verloren ist.

Es sieht aber so aus, als ob die US- und NATO-Planer ihre ukrainischen “Verbündeten” in eine zum Scheitern verurteilte Offensive gleichsam auf die Schlachtbank treiben.

Anders ausgedrückt: was nun geschehen wird ist, gelinde gesprochen, wenig mehr denn ein Verbrechen. Und zwar wider besseren Wissens, von “Gewissen” ganz zu schweigen.

Erneut die Washington Post:

Kupol, der sich fotografieren ließ und sagte, er sei sich bewusst, dass er für seine freimütige Einschätzung persönliche Konsequenzen zu gewärtigen habe, beschrieb, wie er mit neu eingezogenen Soldaten in die Schlacht zog, die noch nie eine Granate geworfen hatten, unter Beschuss bereitwillig ihre Stellungen verließen und im Umgang mit Schusswaffen unsicher waren.

Seine Einheit zog sich im Winter aus Soledar in der Ostukraine zurück, nachdem sie von russischen Truppen umzingelt worden war, die später die Stadt einnahmen. Kupol erinnerte sich daran, wie Hunderte von ukrainischen Soldaten in Einheiten, die an der Seite seines Bataillons kämpften, ihre Stellungen einfach aufgaben, selbst als die Kämpfer der russischen Söldnergruppe Wagner vorrückten.

Nach einem Jahr Krieg sei sein Bataillon nicht mehr wiederzuerkennen, sagte Oberstleutnant Kupol. Von etwa 500 Soldaten wurden etwa 100 getötet und weitere 400 verwundet, was zu einer völligen Umstellung führte. Kupol sagte, er sei der einzige professionelle Soldat im Bataillon und beschrieb, wie schwierig es ist, eine Einheit zu führen, die ausschließlich aus unerfahrenen Soldaten besteht.

“Ich bekomme 100 neue Soldaten”, sagte Kupol. “Sie geben mir keine Zeit, sie vorzubereiten. Sie sagen: ‘Nehmt sie mit in die Schlacht.’ Sie lassen einfach alles fallen und rennen los. Das war’s. Verstehen Sie, warum? Weil der Soldat nicht schießt. Ich frage ihn, warum, und er sagt: “Ich habe Angst vor dem Geräusch des Schusses. Und aus irgendeinem Grund hat er noch nie eine Granate geworfen…Wir brauchen NATO-Ausbilder in all unseren Ausbildungszentren, und unsere Ausbilder müssen in die Schützengräben geschickt werden. Denn sie haben bei ihrer Aufgabe versagt.”

Er beschrieb schwerwiegende Munitionsengpässe, einschließlich eines Mangels an einfachen Mörserbomben und Granaten für die in den USA hergestellten MK 19…“Du bist an der Frontlinie”, sagte Kupol. “Sie kommen auf dich zu, und es gibt nichts, womit du schießen kannst.

An Kritik an den Verantwortlichen in Kiew hielt Oberstleutnant Kupol nicht zurück:

Kiew müsse sich darauf konzentrieren, die neuen Truppen systematisch besser vorzubereiten. “Alles, was wir tun, ist, Interviews zu geben und den Leuten zu sagen, dass wir bereits gewonnen haben, nur noch ein bisschen weiter weg, zwei Wochen, und wir werden gewinnen”, sagte er.

Kiew spricht mit Hilfe der “westlichen” Medien von einem Sieg, den es wahrscheinlich nie geben wird. Vor Ort sieht die Lage ganz anders aus:

Dmytro, ein ukrainischer Soldat, den die Washington Post aus Sicherheitsgründen nur mit seinem Vornamen nennt, beschrieb viele der gleichen Bedingungen. Einige der weniger erfahrenen Soldaten, die in seiner Position bei der 36. Marinebrigade in der Region Donezk dienen, “haben Angst, die Gräben zu verlassen”, sagte er. Der Beschuss sei manchmal so heftig, dass ein Soldat eine Panikattacke bekomme, die dann “andere anstecke”.

Als er das erste Mal sah, dass seine Kameraden so stark betroffen waren, so Dmytro, versuchte er, ihnen die Realität der Risiken klar zu machen. Beim nächsten Mal, sagt er, seien sie “einfach weggelaufen”.

“Ich kann es ihnen nicht verdenken”, sagte er. “Sie waren so verwirrt.”

Die Ukraine hat viele ihrer seit 2014/15 von NATO-Truppen ausgebildeten Offizieren verloren. Es waren jedoch just diese Offizieren, die zu Beginn der Invasion dazu beigetragen haben, dass die Ukrainer sich relativ erfolgreich gegen die russischen Feinde zu wehren vermochten. “Viele von [diesen Offizieren] sind tot”, sagte der zuvor ausführlich zu Wort gekommene Kiewer Beamte.

Womit aber sollen diese Verluste ausgeglichen werden? Und innert welchem Zeitrahmen?

Es dauert Jahre, Unteroffiziere und Offiziere auszubilden. Doch deren erfolgreicher und effektiver Kampfeinsatz erfordert weit mehr denn eine entsprechende jahrelange Ausbildung und kann auch nicht durch Zusatzkurse oder Wehrübungen erworben werden.

Selbst mit neuer Ausrüstung und westlicher Ausbildung halten die US-Militärs die ukrainischen Streitkräfte für unzureichend, um die gesamte riesige Front anzugreifen, an der Russland erhebliche Verteidigungsanlagen errichtet hat, so dass die Truppen darauf trainiert werden, nach Schwachstellen zu suchen, die es ihnen ermöglichen, mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen durchzubrechen.

Dies aber zeigt die Verzweiflung auf Seiten der Ukraine – und die Realitätsverweigerung der Politiker und der meisten Medien. Auch wenn die ukrainischen Truppen die eine oder andere Schwachstelle finden sollten, eine entscheidende Wende des Kampfgeschehens ist davon nicht zu erwarten.

Eine realistische Einschätzung lautet, dass der Krieg für die Ukraine verloren ist. Die russischen Streitkräfte rücken weiter vor und vernichten die ukrainischen Einheiten in mehreren kleineren Operationen, von denen die Schlacht um Bakhmut “nur” eine ist.

Südlich davon liegt die Agglomeration New York, die zu einem weiteren Kessel werden wird. Awdijiwka, ebenso im Süden Bakhmuts gelegen, ist ebenfalls in großen Schwierigkeiten und könnte sogar der erste der drei Kessel sein, der fällt.

Das bevorstehende Ende der Schlacht um den Donbass
Auch die New York Times anerkennt diese Situation, wie ein Beitrag von demselben 13. März 2023 mit dem Titel “Russische Angriffe entlang der gesamten Frontlinie zeitigen wenig Gewinne, aber hohe Verluste” zeigt:

Von Kupiansk im Norden bis Awdijiwka im Süden, über Bakhmut, Lyman und Dutzende von Städten dazwischen greifen die russischen Streitkräfte entlang eines 160 Meilen [über 220km] langen Abschnitts in der Ostukraine an, wobei sich der Kampf um taktische Vorteile vor einer möglichen Frühjahrsoffensive verschärft. Am Montag [13. März] wurden schwere Kämpfe in und um Awdijiwka gemeldet, einer Stadt, die im vergangenen Jahr lange Zeit an der Frontlinie lag und in den letzten Tagen wieder zu einem Brennpunkt der Kämpfe geworden ist…

In Bakhmut, wo das private Militärunternehmen Wagner die Kontrolle über den Ostteil der Stadt übernommen hat, finden laut russischen Militärbloggern brutale Kämpfe auf den Straßen, in den gesprengten Überresten von Gebäuden und tief unter der Erde in den Minenlagern statt…

In Kupiansk und den umliegenden Dörfern hat Russland den Beschuss und die Bodenangriffe verstärkt, und die Ukraine hat die Zivilbevölkerung aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Auch in Lyman und anderen Städten verstärkte sich der russische Beschuss. Nach Angaben des ukrainischen Militärs unternehmen die russischen Streitkräfte jeden Tag mehr als 100 Versuche, ihre Linien zu durchbrechen.

Unerwähnt verbleibt allerdings, dass die russischen Streitkräfte bei all diesen Angriffen die ukrainische Armee peu à peu zerstören.

Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis die aktuell von Einkesselung bedrohten ukranischen Einheiten gänzlich aufgerieben und/oder zum Rückzug gezwungen sind.

Dann aber wird es nicht nur wärmer sein, sondern die Schlammsaison ist dann auch zu Ende; es steht zu erwarten, dass der in der New York Times erwähnte “Kampf um taktische Vorteile vor einer möglichen Frühjahrsoffensive” dann so weit fortgeschritten sein, dass die Ukrainer den mobilen russischen Panzerformationen wenig entgegenzusetzen haben.

Dies bedeutet keineswegs, dass dadurch die Opferbereitschaft und der Kampfeswillen der ukrainischen Soldaten gemindert oder herabgewürdigt werden soll.

Die Lage vor Ort, wie etwa in der Financial Times, der Washington Post und der New York Times beschrieben, weist auf den in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehenden Zusammenbruch der ukrainischen Truppen hin.

Die einzige verbliebene Möglichkeit für die ukrainische Armee, der “möglichen Frühjahrsoffensive” entgegenzuwirken, ist der mehr oder minder überstürzte Einsatz derjenigen verbliebenen Truppenteile, die derzeit rasch und unkoordiniert zur Verteidigung an die Front geworfen – “verheizt” – werden.

Die verfübaren Zeichen weisen allesamt auf eine bevorstehende Krise der ukrainischen Armee hin.

Höchste Zeit also, sich auf die zu erwartenden Folgen vorzubereiten.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon sylt am Mi 15. Mär 2023, 15:31

Danke @Peter für Deinen Beitrag. Heute muss man schon mal suchen um unabhängige Einschätzungen zur Situation in der Ukraine zu bekommen. Aber der Bericht deckt sich eigentlich mit dem, was der General a. D. Kujat oben in dem Video gesagt hat. Der scheint nun auch kein "Dummer" zu sein, der da etwas nachplappert. Natürlich werden die Ukrainer hier und da noch versuchen regional begrenzte Gegenangriffe zu starten. Sonst fließt kein Geld und es kommen keine Waffen und Munition mehr. Ich bin mal gespannt, wie lange sich das die Offiziere der Ukraine und die Bevölkerung noch gefallen lassen. Es wäre nicht der erste Militärputsch.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon sylt am Mi 15. Mär 2023, 15:56

Aber vielleicht sollten viel mehr Iniativen zum Frieden als zu "Gegenangriffen" und "Waffenlieferungen" geschehen. In den USA besteht zumindest ein Vorschlag zum Frieden:

Weg zum Frieden von Hannes Hofbauer am 13.03.2023 (Auszug)

Nach dem – völkerrechtswidrigen – Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine vom 24. Februar 2022 fanden dann Ende September 2022 Referenden in vier ost- und südukrainischen Oblasten statt: Donezk, Lugansk, Cherson und Saporoschschja. Sie hatten deren Eingliederung in die Russische Föderation zum Inhalt und sollten damit wohl die russische Okkupation legitimieren. Allein die Tatsache, dass große Teile des Territoriums, dessen Bevölkerung über die Zugehörigkeit zu Russland abstimmte, nicht unter der Kontrolle der Volksrepubliken oder der russischen Armee standen, zeigt den dubiosen Charakter dieses Vorhabens. Als ernsthafte Aussage können die Abstimmungsergebnisse, noch dazu mitten in Kampfhandlungen, nicht gewertet werden. Zwischen 87% (in Cherson) und 99% (in Donezk) gaben der Russischen Föderation ihr Jawort.

So fragwürdig die Ansetzung all dieser Volksbefragungen auch sein mag, zeigen diese doch, dass die Mehrheitsbevölkerung im Osten und Süden der Ukraine – insbesondere auf der Krim und im Donbass – die Politik der Ukrainisierung, wie sie von den dominierenden nationalen Kräften in Kiew betrieben wird, ablehnt und nicht darauf wartet, von ukrainischen Truppen „befreit“ zu werden. Dieser Befund erleichtert bei nüchterner Betrachtung eine neue Grenzziehung.

Die erste gewichtige internationale Stimme, die sich für neue Grenzziehungen im Raum Ukraine/Russland ausspricht, kommt aus den USA. Der einflussreiche kalifornische Think Tank „Rand Corporation“, der seit mehr als 75 Jahren die US-amerikanischen Streitkräfte berät, veröffentlichte im Januar 2023 eine Studie, die genau dies vorschlägt. Samuel Charap vom „International Institute for Strategic Studies“ und Miranda Priebe vom Rand-„Center for Analysis of U.S. Grand Strategie“ schlagen zwecks Vermeidung einer Eskalation des Krieges hin zu einem Russland-NATO-Konflikt vor, eine „stark militarisierte Grenze ähnlich jener zwischen BRD und DDR während des Kalten Krieges“[7] entlang einer auszuverhandelnden Waffenstillstandslinie zu etablieren. Realistisch erscheint ihnen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Papiers die Frontlinie vom Dezember 2022. Die russischen Streitkräfte hätten bei diesem Vorschlag etwa 20% des ukrainischen Territoriums für sich reklamiert.[8] Die Ukraine bliebe als verkleinerter Staat, dessen zukünftige Neutralität auch von den USA und von Russland garantiert würde, bestehen. Der Wiederaufbau auf beiden Seiten der neuen Grenze könnte beginnen.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon biene am Mi 15. Mär 2023, 16:12

Da sieht man aber mal, wie schwierig das werden wird, Frieden zu schaffen und nicht mit Waffen !
Man sollte den Zeitpunkt dafür nicht verpassen. Wenn Russland die früheren Verwaltungsgrenzen z. B. des Donbas erreicht hat - warum und mit wem sollte dann noch verhandelt werden. Andererseits, gelingt der Ukraine eine Frühjahrsoffensive und daran werden die vermutlich als letzten Versuch alles setzen, dann werden die Ukrainer nicht verhandeln wollen.

Also dann doch jetzt - wann sonst ?
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon rose am Mi 22. Mär 2023, 17:35

Für Euch im Exxpress.at nachgelesen:

Österreichschier Außenminister Schallenberg: "Völlige Abkoppelung von Russland illusorisch"

Außenminister Alexander Schallenberg hält eine völlige Abkoppelung Europas von Russland für “illusorisch”. Man müsse die “Kirche im Dorf lassen”, denn: “Dostojewski und Tschaikovski bleiben ein Teil der europäischen Kultur, ob es uns gefällt oder nicht”.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zufolge wird Russland auch in Zukunft eine Rolle für Europa spielen. Eine völlige Abkoppelung in allen Bereichen sei illusorisch, sagte Schallenberg in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters in Wien. “Russland wird nicht vom Globus verschwinden und weiterhin unser größter Nachbar sein. Dostojewski und Tschaikovski bleiben ein Teil der europäischen Kultur, ob es uns gefällt oder nicht”.

"Nur neun Prozent der westlichen Unternehmen haben sich aus Russland zurückgezogen"
Zudem verteidigte der Minister die Raiffeisen Bank International (RBI), die derzeit wegen ihrer Russland-Geschäfte im Fokus steht. “Ich glaube, man sollte hier die Kirche im Dorf lassen”, sagte Schallenberg. “Nur neun Prozent der westlichen Firmen haben sich aus Russland zurückgezogen, 91 Prozent sind noch dort und machen das, was in der Lage sinnvoll ist: Abwarten”. Ein Unternehmen aus vielen hunderttausend herauszupicken, sei nicht zielführend, sagte er.

Ukraine fordert Raiffeisen-Rückzug aus Russland
Österreichs zweitgrößtes Geldhaus prüft seit über einem Jahr alle strategischen Optionen für sein Russland-Geschäft bis hin zu einem Ausstieg. Druck, sich aus dem Land zurückzuziehen, kommt vor allem von der Ukraine. Die RBI ist aber auch ins Visier der US-Sanktionsbehörde OFAC geraten, die von der Bank die Beantwortung umfangreicher Fragen unter anderem zu ihrem Russland-Geschäft verlangt. Schallenberg bezeichnete das Vorgehen der US-Behörde als “völlig legitim”. Wichtig sei ihm allerdings, dass sich alle österreichischen Unternehmen “ohne wenn und aber” an die EU-Sanktionen halten, betonte der Minister. Er gehe aber davon aus, dass die RBI diese einhalte.

Ein Rückzug aus Russland sei allerdings nicht Teil der Sanktionspolitik. “Da werden Forderungen gestellt, die weit über das hinausgehen, was Teil der amerikanischen oder europäischen Sanktionen ist”, sagte Schallenberg und verwies darauf, dass auch die Bank of America oder die UniCredit in Russland präsent seien. “Die Liste ist ein ‘who is who’ der westlichen Bankenwelt”. Er selbst sei jedoch noch in keinem Gespräch, weder von amerikanischer, noch von einer anderen Seite, zu einem möglichen Rückzug der RBI aus Russland angesprochen worden.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon rose am Mi 22. Mär 2023, 17:45

Nachtrag von mir zu obigem Beitrag des Exxpress:

Was erlaubt sich eigentlich die USA. Die mischen sich in die Angelegenheiten der europäischen Staaten und privatwirtschaftlichen Firmen ein. Wo sind wir denn und wo genau soll denn das hinführen ? Die USA bestimmen, welche Firmen wo ihre Umsätze machen dürfen ? Sind die unser Vormund und wir unmündig ? Können die gern, wenn sie dafür dann eine angemessene Entschädigung zahlen.

Na ganz klar. Natürlich sind über 90 % der Unternehmen in Russland geblieben und machen ihre Geschäfte. Müssen die doch auch, die wollen wie jedes ander Unternehmen Geld verdienen - unabhängig von der Ideologie. Uns wurde immer erklärt, die Masse der Unternehmen ist aus Russland raus. Dümmliche Propaganda, weiter nichts !

Sanktionen ? Wir sollten da nicht schon wieder zu weit unser Maul aufreißen ! Was passiert denn bitte schön, wenn China mal sanktioniert - da sind nicht nur mal die Lieferketten untebrochen, sondern da bricht hier die Wirtschaft zusammen. Wenn ich auf die Masse unserer Produkte schaue, steht da überall Made in China drauf. Das ganz zu schweigen für unsere Industrie.

Sind wir ein abhängiges Land oder dürfen wir mal was selbst entscheiden ? Scheinbar nicht oder ?
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon rose am Mi 22. Mär 2023, 18:02

Oder hier mal schauen:

Einsamer Westen: Stell Dir vor, es ist Krieg, und 90 Prozent machen nicht mit -II- Stefan Beig am 22. März 2023

Der Westen wollte Russland isolieren. Nun ist es der Westen selbst, der isoliert dasteht. Gleichzeitig wächst Russlands und Chinas Einfluss in den Entwicklungsländern. Die USA verlieren zunehmend ihre Vormachtstellung. Seit der Ukraine-Invasion hat sich dieser Trend beschleunigt, wie westliche Studien nun belegen.

Die USA und Europa ziehen an einem Strang, aber der große Rest der Welt macht diese nicht mit.

Eine weltweit durchgeführte Untersuchung des von der EU finanzierten Thinktanks European Council on Foreign Relations (ECFR) trägt den bezeichnenden Titel: „Der Westen vereint, vom Rest getrennt: Die weltweite öffentliche Meinung ein Jahr nach Russlands Krieg gegen die Ukraine“. Die Kernaussage: Europa und die USA rücken immer näher aneinander, entfremden sich aber gleichzeitig zunehmend vom Rest der Welt.

EU-Studie: Wendepunkt hin zur Entstehung einer „post-westlichen“ Weltordnung
Der Stellvertreterkrieg in der Ukraine markiere „die Entstehung der seit langem angekündigten post-westlichen internationalen Ordnung“. Sie ist durch den starken Wunsch nach einer gleichmäßigeren Verteilung der globalen Macht auf mehrere Länder gekennzeichnet – Multipolarität genannt. Selbst wenn die Ukraine den Krieg irgendwie gewinnen sollte, erklärt die Studie, sei es „höchst unwahrscheinlich“, dass eine liberale Weltordnung unter Führung der USA wiederhergestellt wird. Stattdessen „wird der Westen als ein Pol einer multipolaren Welt leben müssen“.

Der Westen konnte gemäß der Studie andere Großmächte wie China, Indien und die Türkei nicht von seiner eigenen Position überzeugen. Ein Großteil der Menschen dort ist der Meinung, dass Russland „stärker“ oder zumindest „genauso stark“ ist wie vor Beginn der Militäraktion vor mehr als einem Jahr. Sie sehen Moskau als strategischen „Verbündeten“ und „unverzichtbaren Partner“ für ihr Land. „Das Paradoxe am Krieg in der Ukraine ist, dass der Westen sowohl geeinter als auch weniger einflussreich in der Welt ist als je zuvor“, meint der Direktor des ECFR und Mitverfasser des Berichts, der britische Politikwissenschaftler und Autor Mark Leonard.

Indien orientiert sich seit der Ukraine-Invasion noch stärker an Russland, der Import an Rohstoffen ist enorm gestiegen.
Die nicht-westlichen Befragten hoffen eindeutig, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird, auch wenn dies bedeutet, dass die Ukraine Territorium aufgeben muss. Die aktive Beteiligung des Westens stößt auf Skepsis, und Appelle zur „Verteidigung der Demokratie“ sind nicht glaubwürdig genug. Der Ukraine-Konflikt könnte ein Wendepunkt sein, der das Entstehen einer „post-westlichen“ Weltordnung markiert, meinen auch die Denkfabrik-Experten Leonard und der britische Historiker Timothy Garton Ash.

China und Russland in Entwicklungsländern erstmals beliebter als USA
Damit bestätigt die Untersuchung die Ergebnisse einer weiteren Studie, die vom Bennett Institute for Public Policy der Universität Cambridge im Oktober 2022 durchgeführt wurde. Sie stützt sich auf Daten aus 137 Ländern, die 97 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Einerseits seien zwar Länder mit höherem Einkommen in Südamerika, im asiatisch-pazifischen Raum und in Osteuropa pro-amerikanischer geworden. Allerdings beobachte man „in einer großen Bandbreite von Ländern, die sich vom eurasischen Kontinent bis in den Norden und Westen Afrikas erstrecken, das Gegenteil“: Diese Gesellschaften hätten sich „im Laufe des vergangenen Jahrzehnts China und Russland angenähert “. Fazit: Zum ersten Mal liegen China und Russland in ihrer Beliebtheit bei den Entwicklungsländern knapp vor den USA – und damit bei der überwältigenden Mehrheit der Weltbevölkerung.

In Fragen der Geopolitik sprechen Russland und China zunehmend dieselbe Sprache. Beide fordern eine multipolare Welt, kritisieren die aggressive Außenpolitik Washingtons und sehen im Ukraine-Krieg nicht nur einen regionalen Konflikt, sondern den Kampf um die Weltordnung. Das Problem: Mit dieser Einschätzung sind Moskau und Peking nicht allein. Der Großteil der restlichen Welt schließt sich ihrer Einschätzung an.

Das hat sich eigentlich bereits am Beginn der Invasion abgezeichnet: Nur 33 Staaten haben Sanktionen gegen Russland verhängt und schicken Militärhilfe an die Ukraine. Sie machen etwas mehr als ein Achtel der Weltbevölkerung aus. Abgesehen von USA, Kanada, Vereinigtem Königreich, EU und Australien sind darunter nur zwei asiatische Länder: Japan und Südkorea. Fazit: Fast 90 Prozent machen nicht mit.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon frst am Do 23. Mär 2023, 10:24

Hier mal nicht Ukraine - sondern Harbecks Kriegserklärung an das eigene Volk mit Verboten zu Gas- und Ölheizungen

Habeck feuert nach Heizungs-Leck gegen angeblichen Ampel-Maulwurf

Am Dienstag traf sich die Bundestagsfraktion der Grünen zur Klausurtagung in Weimar. Dort teilte Wirtschaftsminister Robert Habeck auch gegen die Kollegen aus der Ampel-Regierung aus. Am Abend war er dann zu Gast in den ARD-Tagesthemen. Und knüpfte nahtlos an seine Rede vom Mittag an.

Besonders erzürnt zeigte sich Habeck darüber, dass sein Gesetzentwurf zum Heizungsaustausch in einem frühen Stadium an die Presse durchgestochen worden sei. Als „Heiz-Hammer“ sorgte das Gesetz seitdem für große Schlagzeilen.

ARD-Moderatorin Caren Miosga warf Habeck in der Sendung fehlende Selbstkritik vor. Als Antwort zog der Grünen-Minister vom Leder: „Wir haben eine Frühkoordinierung in der Regierung, das heißt nur wenige Leute kriegen die Gesetzentwürfe, dass man drauf guckt und sagt: Hört mal zu, da haben wir noch Gesprächsbedarf, das könnt ihr nicht in die Ressortabstimmung geben. Also ein ganz frühes Frühwarnsystem. Das machen wir mit allen Gesetzentwürfen."

Gesetzesentwurf sei geleakt worden, um dem Vertrauen in die Regierung zu schaden
Doch laut Habeck gibt es einen Grund, weshalb es diesmal anders gelaufen ist. Der Wirtschaftsminister erklärt weiter: „Da ist noch nie etwas durchgestochen worden oder rausgekommen. Hier ist der Gesetzentwurf an die „Bild“-Zeitung, und ich muss also unterstellen, bewusst geleakt worden, um dem Vertrauen in der Regierung zu schaden. Und insofern sind die Gespräche, wie finanziert man es genau, eine abgestimmte Ressortvorlage, eine Einigung möglicherweise mit den Koalitionspartnern zerstört worden. Wahrscheinlich mit Absicht zerstört worden, des billigen taktischen Vorteils wegen.“

Das habe dem Vertrauen in die Regierung geschadet, so Habeck.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Peter am Do 23. Mär 2023, 11:06

Natürlich sind es immer die Anderen - ziemlich dreist diese Verbotspolitik.

Was ist dabei, wenn das eigene Volk einen Referentenentwurf zum Verbot von Gas- und Ölheizungen lesen darf ? Wollte man warten bis das Gesetz heimlich in Kraft tritt ? Verschieben geht natürlich auch nicht, denn solche Verbote, die auch von wirtschaftlichem und volkswirtschaftlichem Unverstand zeugen, kann man nicht im Wahljahr präsentieren. Im Wahljahr müssen die Hochglanzbilder des eigens angagierten und vom Volk bezahlten Fotographen veröffentlicht werden.

Worum geht es: Herr Harbeck möchte bereits in wenigen Monaten ohne Vorwarnung den Neueinbau von Gas- und Ölheizungen verbieten und nur noch Heizsysteme intallieren lassen, die über 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Vor allem sollen dabei die sog. Wärmepumpen zum Einsatz kommen.

Nun wehrt sich das Volk dagegen. Denn die Kosten solcher Systeme sind enorm und können in einigen Einfamilien-Häusern bereits bis zu 280.000 Euro kosten. Im manchen Gebäuden sind Wärmepumpen nicht einsetzbar, weil wie in vielen Häusern keine Fußbodenheizung vorhanden ist, die Heizkörper und Heizrohre nicht geeignet sind oder die Dämmung des alten Hauses für Vorlauftemperaturen des Heizwassers bis 40 Grad nicht ausreicht. Die Masse der Häuser in Deutschland sind keine Niedrigtemperaturhäuser und benötigen im Winter Vorlauftemperaturen von bis zu 65 Grad. Will man das alles umbauen, die Außenwände und Dachböden komplett dämmen, Fußbodenheizungen einbauen, Solarmodule auf das Dach setzen und das neue Heizssytem installieren, reichen für viele Häuser 280.000 Euro bei weitem nicht aus. Es tritt hinzu, dass es weder ausreichend Wärmepumpen noch Handwerker dafür gibt. Bei manchen dieser Häuser lohnt sich dann nur noch der Abriss und ein Neubau, weil das wirtschaftlicher sein wird. Das heißt, hier soll eine grüne Enteignung stattfinden. Dagegen sind die Straßenkleber noch harmlos.

Damit noch nicht genug: Denken wir einmal an die zukünftigen Mieten, wenn solche Modernisierungskosten ungelegt werden und die derzeit verdrei- und vervierfachten Heiz- und Energiekosten zuzurechnen sein werden. Dann wird wohnen für viele Menschen in Deutschland nicht mehr möglich sein.

Nicht nur, dass viele diese Verbote als sehr dreist empfinden, so sind sie weder volkswirtschaftlich, noch wirtschaftlich wirklich sinnvoll. Nehmen wir hierzu nur die derzeitige Konjunktur zum schnellen Einbau von neuen Gas- und Ölheizungen, obwohl die bestehenden Kessel eigentlich noch eine ausreichende Restlaufzeit besitzen, um die enormen Kosten der Wärmetauscher wenigstens auf spätere Zeit zu verschieben. Damit wird im Übrigen nicht nur wirtschftlicher, sondern auch ökologischer Schaden angerichtet, denn diese Heizungen müssen erst energieintensiv produziert werden und die funktionierenden Heizungen werden weggeworfen. Ferner sind Dämmmaßnahmen an den ausreichend dicken Außenwänden höchst umstritten und man muss auch wissen, wo die Elektrizität für die Wärmepumpen und Elektroautos herkommen soll.

Natürlich müsste man mit der Sanierung der Gebäude schrittweise vorgehen und nicht den letzten Schritt vor dem ersten vollziehen. Verbote sind kontraproduktiv und nicht innovativ. Was wir jetzt brauchen sind Innovationen. Ganz zuerst steht sicher die Wirtschaft mit ihrem Energieeinsatz. Rund 70 % aller Energie wird in der Wirtschaft verbraucht. Man traut sich aber nicht mehr, den sog. "Transformationsprozess" oder eher die Dekarbonisierung in der Wirtschaft auszuführen, denn die großen Unternehmen wandern bereits ab. Was liegt deshalb nahe: Dann greifen wir uns eben die Hausbesitzer und Omas kleines Häusel. Diese können mit Ihren Häusern Deutschland nicht verlassen, sondern ihr teuer erspartes Haus nur noch verkaufen. Selbst das verkaufen wird nicht mehr funktionieren, weil jeder Käufer die Kosten der Öko-Modernisierung gegenrechnen müsste. Dadurch würden viele Gebäude einen Wert von 0,00 € besitzen. Eine solche Vorgehensweise empfinden viele Menschen, im Übrigen auch viele Wähler der Grünen als besonders verwerflich und pervers.

Was am meisten verwundert ist, dass man solche "stille" Enteignungen und das Argument man hat seine Pläne "verraten" Herrn Harbeck einfach immernoch durchgehen lässt, ohne das gebührlich abzustrafen. Denn viele Menschen sehen, Deutschland wird zur Zeit an die Wand gefahren.

Da war z. B. die bekannte Debatte, dass der Bäcker einfach einmal ein Jahr nichts mehr bäckt und dann natürlich nicht Pleite ist. Dann kam das Gaspreisdesaster mit Vorschlägen, die man unter den Teppich kehrte und, und, und. Die Fehltritte und Fehler in Ihrer Arbeit sind förmlich endlos. Der Schaden, der hier bereits angerichtet ist, dürfte gewaltig sein und unsere Kinder und Enkel werden diesen noch abbezahlen müssen. Ich finde; Herr Harbeck, es ist jetzt genug. Hier sollte man schnell über den Rücktritt nachdenken - sonst wird es ein Schrecken ohne Ende - und zwar für die Bürger Ihres Landes, für ihre Partei und auch für Sie selbst.
Zuletzt geändert von Peter am Do 23. Mär 2023, 15:30, insgesamt 2-mal geändert.
Peter
 
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hansa am Do 23. Mär 2023, 12:18

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Peter da kann man dir nur zustimmen. Was uns hier von den Grünnen z. Z. aufgetischt wird, sind nach meiner persönlichen Auffassung bereits Formen eines Totalitarismus aufgrund einer ausschließlich ökologischen Orientierung der Politik. Das nennen einige bereits aus populärer Sicht, um es drastisch zu kennzeichnen - Öko-Faschsmus. Die Bild-Zeitung tittelte dazu vor Tagen mit ÖKO-Diktatur. Die Begriffe werden meist verwendet, um radikale ökologische Ideologien zu kennzeichnen, z. B. wenn sie umweltpolitische Vorstellungen mit autoritären Mitteln durchsetzen wollen. Liegt das hier vor ? Was meint Ihr ?
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