Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Personalpeter am Mi 30. Mär 2022, 16:19

Die heiß diskutierte Umstellung der Zahlungen für die wichtigen Erdgas-Lieferungen soll wohl doch nicht zu einem Stichtag erfolgen, sondern schrittweise. Dafür bringt Russland jetzt jedoch auch Rubel-Zahlungen für andere relevante Rohstoffe ins Spiel.

Russlands Forderung nach einer Zahlung seiner Energieexporte in Rubel sorgt für große Unruhe unter Bürgern und Unternehmen. Die Russen haben ihrer Forderung aus dem Februar immer wieder mit Drohungen von Lieferstopps Nachdruck verliehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat daher am Mittwoch sogar die Frühwarnstufe des nationalen Notfallplans Gas ausgerufen.

Vor diesem Hintergrund ist noch nicht ganz klar, was von der wenig später erfolgten Ankündigung Russlands zu halten ist, dass der Rubelzwang wohl nicht sofort ab 1. April gelten soll, sondern schrittweise umgesetzt werde. Das russische Präsidialamt teilte am Mittwoch mit, dass Russland die verlangte Zahlung von Gaslieferung in Rubel nicht unmittelbar umsetzen wird. Der Dollar als weltweite Reservewährung habe ausgedient, daher seien Bezahlungen in den jeweiligen Landeswährungen unvermeidbar.

Auch Erdöl bald nur noch gegen Rubel?
Neben der nur schrittweisen Umstellung auf Rubelzahlungen für russisches Gas diskutiert Moskau nun auch über eine Ausweitung des Rubel-Zwangs auf den Export von anderen Rohstoffen und Waren. Kremlsprecher Dmitri Peskow begrüßte eine solche Initiative von Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin, der vorschlug, auch Öl und weitere Rohstoffe in Rubel begleichen zu lassen. Die Verwendung der nationalen Währung sei unausweichlich, meinte Peskow am Mittwoch. Das Prestige des Dollar sei „ziemlich ins Wanken“ geraten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erklärt, dass wegen der Sanktionen des Westens und des Einfrierens staatlicher Reserven für Moskau Euro und Dollar keinen Wert mehr hätten. Es wird erwartet, dass der Kremlchef an diesem Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern des Gasriesen Gazprom und der russischen Zentralbank erklärt, ab wann genau westliche Kunden in Rubel bezahlen sollen.

Parlamentschef Wolodin sagte, im Export sollten andere Rohstoffe wie Metalle und Kohle sowie Waren wie Dünger und Getreide ebenfalls in Rubel bezahlt werden. „Die europäischen Staaten haben alle Marktinstrumente, um in Rubel zu bezahlen“, schrieb Wolodin bei Telegram. „Eine Zusammenarbeit sollte für beide Seiten Vorteile haben.“ Der durch die Sanktionen des Westens zuletzt unter Druck geratene Rubel hat seit Putins Ankündigung wieder deutlich an Wert gegenüber dem Dollar und dem Euro gewonnen.

Wolodin sagte, die europäischen Staaten sollten endlich aufhören, nach Begründungen zu suchen, warum Zahlungen in Rubel angeblich nicht möglich seien - und einfach zahlen. Deutschland etwa hatte mit Blick auf die vereinbarten Gaslieferungen Russland Vertragsbruch vorgeworfen, weil keine Rubelzahlungen vorgesehen seien. "Wenn Sie Gas erhalten wollen, dann suchen Sie Rubel", schrieb Wolodin.


Russland hatte mit seiner Ankündigung, Gas und Öl nur noch gegen Zahlung in Rubel liefern zu wollen, für Streit gesorgt aber auch einen Schulterschluss der G-7-Staaten ausgelöst. Das Industriestaatenbündnis, dem auch Deutschland angehört, hatte betont, sich an die Verträge zu halten und weiter in Euro oder Dollar zu zahlen. Man lasse sich nicht erpressen, hatte etwa Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bekräftigt.

Das Szenario eines Lieferstopps ist also nicht aus der Welt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt für einen solchen Fall vor „extremen wirtschaftlichen Folgen“. Bei einem Lieferstopp wären in den Folgemonaten in erster Linie viele Unternehmen von Abschaltungen betroffen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian am Mittwoch laut einer Mitteilung. Dabei wären alle Wertschöpfungsketten negativ beeinflusst. Die Ausrufung der Frühwarnstufe im Notfallplan Gas durch die Bundesregierung nannte Adrian in diesem Zusammenhang „verantwortungsvoll".

Ankerprodukte Energie und Kunststoffe
Der DIHK-Präsident nannte ein Beispiel für weitreichende Auswirkungen von Abschaltungen einzelner Unternehmen: Wenn etwa ein Unternehmen keinen Kunststoff produzieren könne, fehlten diese Vorprodukte auch in der Fertigung von Lebensmittelverpackungen oder von Medizinprodukten. Adrian rechnet damit, dass neben den Gaspreisen auch die Strompreise explodieren würden. „Damit wären auch Unternehmen betroffen, die kein oder wenig Gas einsetzen – auch deshalb wären die wirtschaftlichen Auswirkungen gravierender als vielfach angenommen.“ Der Verband empfahl den Mitgliedsunternehmen, den jeweiligen Gasnetzbetreiber zu kontaktieren und sich intensiv mit möglichen Folgen von Versorgungsengpässen auseinanderzusetzen.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Peter am Mi 30. Mär 2022, 17:13

Putins Rubel-Ultimatum hat viele Hintertüren

Bis Freitag soll Gazprom Putin einen Plan für die Währungsumstellung vorlegen.

Bekommt Europa bald kein russisches Gas mehr, weil es nicht bereit ist mit Rubeln zu bezahlen? Im Streit darüber, in welcher Währung gezahlt wird, geben sich beide Seiten entschlossen, halten sich aber mehrere Optionen für Kompromisse offen.

Diese Woche soll es ernst werden: "Keine Bezahlung - kein Gas", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Und diese Bezahlung vonseiten europäischer und anderer Kunden in "feindlichen" Ländern soll nach dem Willen von Russlands Präsident Wladimir Putin künftig ausschließlich in Rubel erfolgen. Die Regierungen der sieben großen Industrienationen G7 einschließlich Deutschlands haben diese Forderung inzwischen als "inakzeptablen" Bruch bestehender Verträge abgelehnt. Könnte also schon in wenigen Tagen eintreten, was viele Unterstützer der Ukraine ohnehin seit Wochen fordern: ein kompletter Lieferstopp für russisches Gas?

Auf dem europäischen Gasmarkt scheint man dieses Szenario nicht auszuschließen. Lieferverträge für die kommenden Monate am niederländischen Gasknotenpunkt TTF verteuerten sich seit Wochenbeginn um 10 bis 15 Prozent. Allerdings liegen die Preise damit immer noch weit unter dem Niveau, auf das sie kurzzeitig zu Kriegsbeginn gesprungen waren, als viele ein unmittelbares Gasembargo von europäischer Seite oder einen russischen Lieferstopp erwarteten. Und auch diesmal könnte der Gas-Showdown ausbleiben.

Der Kölner Politikwissenschaftler Martin Jäger verweist auf den Fall der russischen Staatsanleihen. Auch deren jüngst fällige Zinsen wollte Russlands nach Aussagen der Regierung auf keinen Fall in Dollar zahlen. Doch dieser Ankündigung folgten keine Taten. "Am Ende wurde auf die Verträge hingewiesen und die Zahlungen erfolgten dann doch in Dollar." Damit vermied Russland, dass der Zahlungsausfall bei seinen Staatsschulden erklärt und das Land auf absehbare Zeit auch nach einem Kriegsende vom internationalen Finanzmarkt ausgeschlossen würde.

Auch im Falle der Gasexporte ist als Währung in den laufenden Verträgen mehrheitlich Euro und teilweise Dollar als Währung eindeutig vorgesehen. Allerdings stellt sich der Kreml soweit bekannt offenbar auch keine Umstellung der Preise in den Verträgen auf Rubel vor, sondern will die eigene Währung lediglich als Zahlungsmittel für die von Euro oder Dollar umgerechneten Rechnungsbeträge nutzen. Ein Wechselkursrisiko gäbe es also nicht, die Umrechnung könnte eventuell direkt bei den russischen Banken erfolgen, über die die Gaszahlungen ohnehin laufen und die deswegen von den westlichen Finanzsanktionen ausgenommen sind. Aus der deutschen Gasbranche ist laut dpa zu hören, dass die Unternehmen ein solches Verfahren als unproblematisch ansähen.

Nur "Empfehlung" an die Unternehmen
Die Bundesregierung dürfte den Unternehmen wohl keine Steine in den Weg legen, sollten sie sich entscheiden der russischen Forderung nachzukommen. Hat Deutschlands Energieminister Robert Habeck eine einseitige Umstellung auf Rubel als "inakzeptabel" bezeichnet, hat er aber letztlich kaum eine Handhabe, privaten Unternehmen solche Zahlungen zu verbieten, solange diese nicht gegen die bestehenden Sanktionen verstoßen. Sowohl Habeck als auch Finanzminister Christian Lindner "empfahlen" den privaten Importeuren beziehungsweise "forderten sie auf", weiter in Euro oder Dollar zu zahlen.

Kreml will keine Devisen
Was hat der Westen gegen Rubel-Zahlungen?
Wie genau die Zahlungen nach russischen Vorstellungen abgewickelt werden sollen, steht noch gar nicht fest. Freitag sollen zunächst Exportmonopolist Gazprom, die Regierung und die Zentralbank Präsident Putin einen Mechanismus dafür präsentieren. Die Umsetzung könnte also noch hinausgezögert werden, um Zahlungsausfälle und Lieferstopp zu vermeiden. Denn nicht nur ist Europa für bis zu 40 Prozent seiner Gasversorgung von Russland abhängig. Umgekehrt ist der Kreml auf die Milliardenerlöse aus dem Verkauf an die europäischen Kunden abhängig, denn der Gasexport ist größtenteils an die nach Westen führenden Pipelines gebunden.

Versuchen könnte Gazprom, bei der Aushandlung neuer Verträge Rubel als Zahlungsmittel durchzusetzen. Schließlich laufen die Verträge mehrerer großer Abnehmer in diesem oder kommenden Jahr aus. Einige dieser europäischen Gasunternehmen, darunter der deutsche ENBW-Konzern oder der polnische Versorger PGNiG haben allerdings bereits angekündigt, sich nach dem regulären Ende der Verträge mit Gazprom lieber andere Lieferanten suchen zu wollen.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Andreas am Mi 30. Mär 2022, 17:44

Da muss man einfach einmal sagen, dass sich die Politiker nun mal um ihren eigenen Kram kümmern sollten. Da ist genug aufzuräumen. Die Wortmeldung von Harbeck, dass WIR nicht in Rubel bezahlen werden, ist völlig daneben. Und es gebe einen Beschluss der G 7 nicht in Rubel bezahlen zu wollen. Die Bundesrepublik und auch die Bundesregierung hat GAR NICHTS zu bezahlen.

Wer ist denn WIR und wer hat eigentlich das Geschäft mit Gasprom nach Vertrag auszuführen. Die Bundesregierung kann den Wirtschaftsunternehmen überhaupt nicht diktieren, welche Verträge sie abschließen sollten und wie sie bezahlen. Wo leben wir denn ? :roll:

Oder möchte die Bundesregierung eigentlich nur von ihren eigenen Problemen ablenken ?

Lieber Herr Harbeck und lieber Herr Scholz, wenn man schon nicht genug weiß und nicht genug kann, dann sollte man einmal 5 Minuten lieber den Mund halten.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Andreas am Mi 30. Mär 2022, 18:43

Und noch ein letztes Wort:

Dieses wirtschaftlich schädliche Verhalten von Harbeck und Scholz fördert nur eines - den Preis. Die Russen werden sich darüber freuen. Je mehr Panikdiskussion, um so teurer wird der Gaspreis und der Markt hat schon wieder reagiert. Wer muss das zum Schluss bezahlen ? Ihr bestimmt nicht.

Was haben wir mit dem Wichtig machen erreicht ? Jetzt wird eine Liste mit Waren für die unfreundlichen Staaten aufgestellt. Erdöl, Getreide, Eisenerz, Kohle, Holz, Dünger und viele andere Dinge. Und wer bezahlt das ? Doch auch nicht die Bundesrepublik oder die Regierung !
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hagemann am Do 31. Mär 2022, 16:48

"Russische Gaslieferungen ins Ausland müssen nach den Worten von Präsident Wladimir Putin ab Freitag in Rubel gezahlt werden.

Das Staatsoberhaupt erklärte, er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Um an das Gas zu gelangen, müssten ausländische Kunden Rubel-Konten bei russischen Banken eröffnen. »Wenn solche Zahlungen nicht geleistet werden, betrachten wir dies als Verzug der Käufer mit allen daraus resultierenden Konsequenzen«, erklärte der Präsident. »Niemand verkauft uns etwas umsonst, und wir werden auch keine Wohltätigkeit tun – das heißt, bestehende Verträge werden gestoppt.«

Putins Dekret soll ab dem 1. April gelten. Es sieht vor, dass Lieferverträge mit Kunden aus »unfreundlichen Staaten« nur unter bestimmten Bedingungen als erfüllt gelten. Kunden müssen dazu bei einer vom Kreml autorisierten Bank ein sogenanntes K-Konto eröffnen, das auf Rubel lautet. Als »autorisierte Bank« wird in dem Dekret die Gazprombank genannt, über die auch die Zahlungen für Gaslieferungen nach Deutschland abgewickelt werden.

Den neuen Regeln zufolge können Kunden die Rechnung für ihre Gaslieferungen zwar weiter per Überweisung in einer Fremdwährung wie dem Euro oder dem Dollar bezahlen. Die Lieferung gilt aber erst dann als vollständig bezahlt, wenn die Fremdwährung an der Moskauer Börse in einer Auktion gegen Rubel getauscht wurde. Für Kunden aus Deutschland und andere »unfreundliche« Staaten bedeutet das, dass sie die Eröffnung eines Rubel-Kontos und dem Verkauf der Fremdwährungen an der Moskauer Börse zustimmen müssten. ..."

Spiegle-Online, 31.03.2022

Das ist doch bei internationalen Geschäften fast überall so. Es gibt eine Transaktionswährung, die lautet auf Rubel und es gibt eine Bezugswährung. Letztere steht im Vertrag. Der Vertrag bleibt demzufolge bestehen und wird gar nicht berührt. Deutschland bezahlt mit der Transaktionswährung in Euro auf ein in Rubel lautendes Konto und stimmt dem Umtausch in Rubel zu. Wo ist denn da eigentlich das Problem ? Jeder Außenhandelskaufmann mit einer dreijährigen Berufsausbildung kennt das Geschäft so, nur unsere weisen Politiker nicht. Oder sie wollen es nicht kennen und die Verträge unterlaufen.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Andreas am Do 31. Mär 2022, 19:24

Scholz_Auricht_DDR.jpg
Scholz_Auricht_DDR.jpg (132.43 KiB) 1227-mal betrachtet
Unser Bundeskanzler Scholz in der damaligen DDR, als Gast der FDJ. Rede für ein atomwaffenfreies Deutschland. Na dann mal Ärmel hochkrämpeln - da ist noch ne Menge zu tun. Nicht aufrüsten -Herr Scholz- abrüsten und die atomaren Waffen aus Deutschland raus !
Zuletzt geändert von Andreas am Fr 1. Apr 2022, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hagemann am Fr 1. Apr 2022, 10:19

Trotz Kämpfen und Verlusten - Ukrainische Armee zur Zeit noch kampffähig
von Christian Mölling und Andras Racz - 30.03.2022 20:59 Uhr

Die Verteidigung gegen den russischen Angriff forderte gravierende Verluste für die Ukraine. Dennoch sind die Streitkräfte noch einsatzfähig. Warum das so ist - ein Überblick.

Ukrainische Armee ist noch immer kampffähig - trotz schwerer Verluste.

Vor dem russischen Angriffskrieg umfassten die ukrainischen Streitkräfte etwa 250.000 Soldaten. Davon gehörten 160.000 zur regulären Armee, während etwa 80.000 Mitglieder der Nationalgarde waren. Etwa die Hälfte der regulären ukrainischen Streitkräfte war im Osten des Landes stationiert, entlang der Kontaktlinie mit den russischen beziehungsweise separatistischen Kräften. Der größte Teil der Landkämpfe wird von den regulären Streitkräften der Ukraine geführt.

Die Verluste sind bereits beträchtlich, sowohl an Personal (mindestens 10.000 Tote und Verwundete) als auch an militärischem Gerät.

Erfolge - aber zu einem hohen Preis
Den ukrainischen Landstreitkräften ist es gelungen, den russischen Vormarsch zu verlangsamen und in jüngster Zeit sogar eine Reihe von Gegenangriffen zu starten. Es gelang, den Mangel an schwerem Gerät durch eine flexible, nur schwer ausrechenbare Taktik und eine sehr hohe Moral weitgehend auszugleichen und den vorrückenden russischen Streitkräften schwere Verluste zuzufügen.

In der Zwischenzeit hat Russland systematisch die Treibstoff- und Munitionslager der Ukraine sowie ihre Militärindustrie zerstört. Sehr bald werden die ukrainischen Streitkräfte zunächst unter Treibstoff- und dann unter Munitionsmangel leiden. Zudem haben sie bereits einen Großteil ihrer Kapazitäten zur Reparatur gepanzerter Fahrzeuge verloren.

Dies wird die Kampffähigkeit der gesamten Streitkräfte und insbesondere der Panzer- und anderen motorisierten Einheiten deutlich verringern.

Über 100.000 freiwillige Verteidigungskräfte
Seit dem 1. Januar 2022 verfügt die Ukraine über separate territoriale Verteidigungskräfte, die im Ukrainischen umgangssprachlich Teroborona genannt werden und sich aus Freiwilligen rekrutieren. Bislang haben sich mehr als 100.000 ukrainische Männer und Frauen für den Dienst in diesen Einheiten beworben.

Die Teroborona erfüllt nicht nur logistische und unterstützende Aufgaben, sondern auch originäre Aufgaben - von Patrouillengängen, Verwaltung von Kontrollpunkten bis hin zum eigentlichen Kampf. Die Kiewer Teroborona ist gut ausgerüstet, aber andere Einheiten haben mit einem ernsthaften Mangel an fast allen Ausrüstungsgegenständen zu kämpfen, mit Ausnahme von Waffen.

Hoffnung und Zweifel in der Ukraine: Hoffnung, weil es bei den Verhandlungen von russischer Seite Zusagen gab, Truppen abzuziehen. Zweifel sind groß, dass es ein Täuschungsmanöver ist.

Ukrainische Luftwaffe ist geschwächt
Obwohl ein Großteil der ukrainischen Luftstreitkräfte die ersten Tage des Krieges überlebt hat, waren sie ihrem russischen Pendant von Anfang an zahlenmäßig weit unterlegen. So sind sie zwar immer noch in der Lage, situativ Widerstand zu leisten und gelegentlich Angriffe zu fliegen, aber sie sind nicht in der Lage, Russlands massive Luftüberlegenheit herauszufordern.

Die effektivste Komponente der ukrainischen Luftstreitkräfte sind derzeit zweifellos die unbemannten Luftfahrzeuge (UAVs), vor allem die in der Türkei hergestellten Bayraktar TB-2-Drohnen. Vor dem Krieg kaufte die Ukraine mehrere Bayraktar von der Türkei und plante auch eine eigene Produktion des türkischen Systems. Seit dem 24. Februar erhält die Ukraine zusätzliche Lieferungen dieser Drohnen aus der Türkei.

Ukrainische Marine: Früh kampfunfähig gemacht
Die ukrainischen Seestreitkräfte wurden schon am ersten Tag des Krieges praktisch vernichtet. Die ukrainische Marine wurde bereits einmal im Jahr 2014 dezimiert, als Russland die Halbinsel Krim besetzt und illegal annektiert hatte. Dabei enterten russische Streitkräfte den größten Teil der ukrainischen Flotte.

Zu Beginn der aktuellen Eskalation blockierte Russlands Flotte alle ukrainischen Seehäfen. Das Flaggschiff, die Fregatte Hetman Sahaydachny (das einzige große Kriegsschiff, das nach 2014 in ukrainischer Hand blieb), wurde im Hafen von Mykolaiv von der eigenen Besatzung versenkt, um zu verhindern, dass es von Russland als Kriegstrophäe erbeutet wird.

Mehrere kleine Patrouillenboote der Ukraine wurden von Russland aufgebracht, andere versenkt. Nach dem Krieg wird die Ukraine ihre Marine völlig neu aufbauen müssen. ...
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Andreas am Fr 1. Apr 2022, 10:50

@ Hagemann
Da hast Du mal eine etwas realistischere Einschätzung der Lage in der Ukraine veröffentlicht.

Die Deutschen denken mehrheitlich, dass der Krieg durch die ukrainische Armee ausgeglichen gestaltet und dann mit Verhandlungen für sich und die EU positiv abgeschlossen werden könnte. Manche Politiker, wie der Herr Bundeskanzler Scholz, gehen mittlerweile davon aus, dass die Ukraine den Krieg sogar gewinnen könnte. Welche Papiere hat denn die USA von unserem Bundeskanzler in der Hand, dass der nun entgegen seiner bisherigen Grundüberzeugungen nun Waffen liefern lässt und von einem militärischen Sieg der Ukraine ausgeht. Bei Anne Will sagte er: "die Ukraine dürfe den Krieg nicht verlieren". Eine unrealistischere Entfernung von der Wirklichkeit kann es doch kaum geben !

Wie titelte die Presse über Scholz ? Rechthaberei und keine überzeugenden Argumente ! Na dann - Armes Deutschland
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hagemann am Fr 1. Apr 2022, 12:26

@ Andreas. Der Kanzler Scholz kam nach seinem Antrittsbesuch in den USA wie umgewandelt wieder zurück. Da hast Du schon Recht und welche Papiere können das wohl sein, die ihm zum nachdenken anregten ?

Aber zur militärischen Sache selbst, was wird denn wirklich zu erwarten sei:

- Die Russen werden die internationalen Waffenlieferungen an die Ukraine früher oder später aus der Luft und am Boden unterbinden.
- Sie werden die Vernichtung von Gerät, Waffen, Munition u. Treibstoff, auf ukrainischem Territorium weiter vollziehen bis der Kampf der Ukrainer z. T. eingestellt werden muss.
- Dann werden die Russen durch Lufthoheit verhindern, dass sich die ukrainische Armee landesweit umgruppieren und personell sowie materiell auffüllen kann.
- Die bisherige Umstellung der ukrainischen Kampfverbände wird bestehen bleiben, so dass diese nicht mehr in den Kampf eingreifen können.
- Selbst werden sich die Russen umgruppieren und neu auffüllen und aufstellen, da sich die Ukrainer vor Kiew durch eingraben und durch künstliches Hochwasser sowie Häuserkampf von den Dächern der Wohnhäuser zeitweilig schützen konnten.
- Wie begonnen werden die Russen im Süden der Ukraine die Sache zu Ende bringen und nach Antrag der Regionen, diese nach Russland eingliedern, wie bereits gehabt.
- Dann wird man von Süden her die Ukraine mit schnellen motorisierten und Panzerverbänden durchqueren könnten (dort ist es menschenleer und es gibt keine größeren Städte) und möglicher Weise Kiew von Süden, von Osten und von Norden angreifen können.

Militärisch wäre eine solche Variante das Ende der ukrainischen Armee. Soweit braucht man aber sicher nicht einmal zu gehen. Da nutzt es auch nichts, wenn sich wie bisher die ukrainische Armee in die Städte zurückzieht und dort von den Hausdächern gegen tief fliegende Ziele und angreifende Panzer weiter vorgehen könnte. Wie Berlin 1945. Hilfe von außen kommt nicht mehr (der gerufene General Walther Wenck kam mit seinem Kampfverband auch nicht mehr - warum wohl ?) und ein Ausbruch aus der Hauptstadt Kiew ist nicht möglich. D. h. rette sich wer kann und die Führung wird bereits im Ausland sein und könnte dort eine Exilregierung bilden. Wir erinnern uns - das war bereits von den USA beabsichtigt und kann auch so kommen.

Und dann wird man abwarten müssen ... wie sich die "Fronten" verhärtet haben und welche Lösungen bei weiterer Verhärtung praktisch noch möglich sind.

Wirtschaftlich ist die Sache viel komplizierte und auch verfahrener:

- Die Ukraine ist Jahrzehnte von einem eigenen wirtschaftlichen Handeln entfernt und entfernt sich z. Z. davon schnell weiter. Infrastruktur ist kaputt und das Land hoch verschuldet. Menschen sind im Ausland, die überwiegend nicht wiederkehren werden, weil das Leben in den entwickelten westlichen Staaten für die Ukrainer sehr viel einfacher und lebenswerter ist. Wer ginge denn da freiwillig zurück ?
- Russland und Europa sind am Ende durch Wirtschaftskrieg geschwächt und die USA sowie China werden gestärkt hervorgehen.

Angesichts dieser Situation sollte man heute einiges einmal vom bitteren Ende her überdenken. Nur meine ganz persönliche Meinung.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hagemann am Fr 1. Apr 2022, 13:57

Gazprom soll die Beteiligung an der deutschen Tochter "Gazprom-Germania" beendet haben

Die Tochtergesellschaften von Gazprom haben demnach ihre Beteiligungen an der deutschen Gesellschaft beendet - so die internationalen Presse-Agenturen.

Der russische Gazprom-Konzern hat alle Aktiva und Beteiligungen an seiner Tochter in Deutschland veräußert. Die Geschäftsführung des russischen Gazprom-Konzerns teilte heute mit:

"Zum 31.03.2022 beendete die Gazprom-Gruppe ihre Beteiligung an der Gazprom Germania GmbH und an allen in ihrem Besitz befindlichen Vermögenswerten, einschließlich der Gazprom Marketing & Trading Ltd."

Nach russischem Aktienrecht muss diese Mitteilung öffentlich gemacht werden.

An wen und zu welchen Gesamtkonditionen diese Anteile an der deutschen Tochtergesellschaft verkauft wurden ist zur Zeit noch nicht bekannt.

Über die Medien in Deutschland wurde bekannt, dass seit einiger Zeit im Ministerium des Herrn Harbeck darüber debattiert wurde die Gazprom Germania GmbH zu enteignen oder zu verstaatlichen. Gleiche Meldungen bestehen zu den deutschen Töchtern der Rossneft. Letztere betreiben u. a. die PCK-Raffinerie in Schwedt bei Berlin. Diese liefert 95 Prozent des gesamten Bedarfs von Benzin, Diesel, Super sowie Heizöl für den Großraum Berlin und Brandenburg.

Wie sich das entwickelt und letztlich auch auswirken wird, bleibt zunächst abzuwarten.
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