Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon rose am Do 12. Jan 2023, 16:20

Früher hätte man gesagt: "In Westen nichts neues... " Die machen sich nichts draus - glaubt man wirklich, die Leute in der Ukraine wüssten nicht, was hier abgeht. Natürlich wissen das die Menschen in der Ukraine auch. Was wollen Sie denn machen ? Die versuchen mit dem was Sie haben irgendwie satt zu werden. Die Leute an der Front können dort nicht weg, haben nichts zu essen und frieren bei - 18 Grad. Die sind dort froh über jeden Tag, den sie überleben. So sieht es doch aus. Aber schau dich auch gerne in Deutschland um ...
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon frst am Sa 14. Jan 2023, 14:39

Hier mal für Euch ein Interviw, was nach meiner Meinung lesenswert ist, auch wenn man eine ander Meinung vertreten sollte. Zumindest sind die Darstellungen logisch entwickelt - anders als die überwiegende Politik der Ampel gegenwärtig. Da ist leider zu viel Ideologie, ohne Sinn und Verstand zu ersehen:

ERICH VAD: WAS SIND DIE KRIEGSZIELE?

Erich Vad ist Ex-Brigade-General. Von 2006 bis 2013 war er der militärpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er gehört zu den raren Stimmen, die sich früh öffentlich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen haben, ohne politische Strategie und diplomatische Bemühungen. Auch jetzt spricht er eine unbequeme Wahrheit aus.

Herr Vad, was sagen Sie zu der gerade von Kanzler Scholz verkündeten Lieferung der 40 Marder an die Ukraine?
Das ist eine militärische Eskalation, auch in der Wahrnehmung der Russen – auch wenn der über 40 Jahre alte Marder keine Wunderwaffe ist. Wir begeben uns auf eine Rutschbahn. Das könnte eine Eigendynamik entwickeln, die wir nicht mehr steuern können. Natürlich war und ist es richtig, die Ukraine zu unterstützen und natürlich ist Putins Überfall nicht völkerrechtskonform - aber nun müssen doch endlich die Folgen bedacht werden!

Und was könnten die Folgen sein?
Will man mit den Lieferungen der Panzer Verhandlungsbereitschaft erreichen? Will man damit den Donbass oder die Krim zurückerobern? Oder will man Russland gar ganz besiegen? Es gibt keine realistische End-State-Definition. Und ohne ein politisch strategisches Gesamtkonzept sind Waffenlieferungen Militarismus pur.

Was heißt das?
Wir haben eine militärisch operative Patt-Situation, die wir aber militärisch nicht lösen können. Das ist übrigens auch die Meinung des amerikanischen Generalstabschefs Mark Milley. Er hat gesagt, dass ein militärischer Sieg der Ukraine nicht zu erwarten sei und dass Verhandlungen der einzig mögliche Weg seien. Alles andere bedeutet den sinnlosen Verschleiß von Menschenleben.

General Milley löste mit seiner Aussage in Washington viel Ärger aus und wurde auch öffentlich stark kritisiert.
Er hat eine unbequeme Wahrheit ausgesprochen. Eine Wahrheit, die in den deutschen Medien übrigens so gut wie gar nicht publiziert wurde. Das Interview mit Milley von CNN tauchte nirgendwo größer auf, dabei ist er der Generalstabschef unserer westlichen Führungsmacht. Was in der Ukraine betrieben wird, ist ein Abnutzungskrieg. Und zwar einer mit mittlerweile annähernd 200.000 gefallenen und verwundeten Soldaten auf beiden Seiten, mit 50.000 zivilen Toten und mit Millionen von Flüchtlingen. Milley hat damit eine Parallele zum Ersten Weltkrieg gezogen, die treffender nicht sein könnte. Im Ersten Weltkrieg hat allein die sogenannte ‚Blutmühle von Verdun‘, die als Abnutzungsschlacht konzipiert war, zum Tod von fast einer Million junger Franzosen und Deutscher geführt. Sie sind damals für nichts gefallen. Das Verweigern der Kriegsparteien von Verhandlungen hat also zu Millionen zusätzlicher Toter geführt. Diese Strategie hat damals militärisch nicht funktioniert – und wird das auch heute nicht tun.

Auch Sie sind für die Forderung nach Verhandlungen angegriffen worden.
Ja, ebenso der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, der wie ich davor gewarnt hat, die regionalbegrenzten Offensiven der Ukrainer in den Sommermonaten zu überschätzen. Militärische Fachleute - die wissen, was unter den Geheimdiensten läuft, wie es vor Ort aussieht und was Krieg wirklich bedeutet - werden weitestgehend aus dem Diskurs ausgeschlossen. Sie passen nicht zur medialen Meinungsbildung. Wir erleben weitgehend eine Gleichschaltung der Medien, wie ich sie so in der Bundesrepublik noch nie erlebt habe. Das ist pure Meinungsmache. Und zwar nicht im staatlichen Auftrag, wie es aus totalitären Regimen bekannt ist, sondern aus reiner Selbstermächtigung.

Sie werden von den Medien auf breiter Front angegriffen, von BILD bis FAZ und Spiegel, und damit auch die 500.000 Menschen, die den von Alice Schwarzer initiierten Offenen Brief an den Kanzler unterzeichnet haben.
So ist es. Zum Glück hat Alice Schwarzer ihr eigenes unabhängiges Medium, um diesen Diskurs überhaupt eröffnen zu können. In den Leitmedien hätte das wohl nicht funktioniert. Dabei ist die Mehrheit der Bevölkerung schon länger und auch laut aktueller Umfrage gegen weitere Waffenlieferungen. Das alles wird jedoch nicht berichtet. Es gibt weitestgehend keinen fairen offenen Diskurs mehr zum Ukraine-Krieg, und das finde ich sehr verstörend. Das zeigt mir, wie recht Helmut Schmidt hatte. Er sagte in einem Gespräch mit Kanzlerin Merkel: Deutschland ist und bleibt eine gefährdete Nation.

Wie beurteilen Sie die Politik der Außenministerin?
Militärische Operationen müssen immer an den Versuch gekoppelt werden, politische Lösungen herbeizuführen. Die Eindimensionalität der aktuellen Außenpolitik ist nur schwer zu ertragen. Sie ist sehr stark fokussiert auf Waffen. Die Hauptaufgabe der Außenpolitik aber ist und bleibt Diplomatie, Interessenausgleich, Verständigung und Konfliktbewältigung. Das fehlt mir hier. Ich bin ja froh, dass wir endlich mal eine Außenministerin in Deutschland haben, aber es reicht nicht, nur Kriegsrhetorik zu betreiben und mit Helm und Splitterschutzweste in Kiew oder im Donbass herumzulaufen. Das ist zu wenig.

Dabei ist Baerbock doch Mitglied der Grünen, der ehemaligen Friedenspartei.
Die Mutation der Grünen von einer pazifistischen zu einer Kriegspartei verstehe ich nicht. Ich selbst kenne keinen Grünen, der überhaupt auch nur den Militärdienst geleistet hätte. Anton Hofreiter ist für mich das beste Beispiel dieser Doppelmoral. Antje Vollmer hingegen, die ich zu den ‚ursprünglichen‘ Grünen zählen würde, nennt die Dinge beim Namen. Und dass eine einzige Partei so viel politischen Einfluss hat, dass sie uns in einen Krieg manövrieren kann, das ist schon sehr bedenklich.

Wenn Kanzler Scholz Sie von seiner Vorgängerin übernommen hätte und Sie noch der militärische Berater des Kanzlers wären, was hätten Sie ihm im Februar 2022 geraten?
Ich hätte ihm geraten, die Ukraine militärisch zu unterstützen, aber dosiert und besonnen, um Rutschbahneffekte in eine Kriegspartei zu vermeiden. Und ich hätte ihm geraten, auf unseren wichtigsten politischen Verbündeten, die USA, einzuwirken. Denn der Schlüssel für eine Lösung des Krieges liegt in Washington und Moskau. Mir hat der Kurs des Kanzlers in den letzten Monaten gefallen. Aber Grüne, FDP und die bürgerliche Opposition machen – flankiert von weitestgehend einstimmiger medialer Begleitmusik - dermaßen Druck, dass der Kanzler das kaum noch auffangen kann.

Und was, wenn auch der Leopard geliefert wird?
Dann stellt sich erneut die Frage, was mit den Lieferungen der Panzer überhaupt passieren soll. Um die Krim oder den Donbass zu übernehmen, reichen die Marder und Leoparden nicht aus. In der Ostkukraine, im Raum Bachmut, sind die Russen eindeutig auf dem Vormarsch. Sie werden wahrscheinlich den Donbass in Kürze vollständig erobert haben. Man muss sich nur allein die numerische Überlegenheit der Russen gegenüber der Ukraine vor Augen führen. Russland kann bis zu zwei Millionen Reservisten mobil machen. Da kann der Westen 100 Marder und 100 Leoparden hinschicken, sie ändern an der militärischen Gesamtlage nichts. Und die alles entscheidende Frage ist doch, wie man einen derartigen Konflikt mit einer kriegerischen Nuklearmacht - wohlbemerkt der stärksten Nuklearmacht der Welt! - durchstehen will, ohne in einen Dritten Weltkrieg zu gehen. Und genau das geht hier in Deutschland in die Köpfe der Politiker und der Journalisten nicht hinein!

Das Argument ist, Putin wolle nicht verhandeln und dass man ihn in seine Schranken weisen müsse, damit er in Europa nicht weiter wütet.
Es stimmt, dass man den Russen signalisieren muss: Bis hierher und nicht weiter! So ein Angriffskrieg darf nicht Schule machen. Deshalb ist es richtig, dass die Nato ihre militärische Präsenz im Osten erhöht und Deutschland hier mitmacht. Aber dass Putin nicht verhandeln will, ist unglaubwürdig. Beide, die Russen und Ukrainer waren am Anfang des Krieges Ende März, Anfang April 2022 zu einer Friedensvereinbarung bereit. Daraus ist dann nichts geworden. Es wurde schließlich auch während des Krieges das Getreideabkommen von den Russen und Ukrainern unter Einbeziehung der Vereinten Nationen fertig verhandelt.

Nun geht das Sterben weiter.
Man kann die Russen weiter abnutzen, was wiederum Hundertausende Tote bedeutet, aber auf beiden Seiten. Und es bedeutet die weitere Zerstörung der Ukraine. Was bleibt denn von diesem Land noch übrig? Es wird dem Erdboden gleichgemacht. Letztendlich ist das für die Ukraine auch keine Option mehr. Der Schlüssel für die Lösung des Konfliktes liegt nicht in Kiew, er liegt auch nicht in Berlin, Brüssel oder Paris, er liegt in Washington und Moskau. Es ist doch lächerlich zu sagen, die Ukraine müsse das entscheiden.

Mit dieser Deutung gilt man in Deutschland schnell als Verschwörungstheoretiker...
Ich bin selber überzeugter Transatlantiker. Ich sage Ihnen ehrlich, ich möchte im Zweifelsfall lieber unter einer amerikanischen Hegemonie als unter einer russischen oder chinesischen leben. Dieser Krieg war anfangs nur eine innenpolitische Auseinandersetzung der Ukraine. Die ging bereits 2014 los, zwischen den russischsprachigen ethnischen Gruppen und den Ukrainern selber. Es ist also ein Bürgerkrieg gewesen. Jetzt, nach dem Überfall Russlands, ist es ein zwischenstaatlicher Krieg zwischen Ukraine und Russland geworden. Es ist auch ein Kampf um die Unabhängigkeit der Ukraine und ihrer territorialen Integrität. Das ist alles richtig. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es ist eben auch ein Stellvertreter-Krieg zwischen den USA und Russland, und da geht es um ganz konkrete geopolitische Interessen in der Schwarzmeerregion.

Die da wären?
Die Schwarzmeerregion ist für die Russen und ihre Schwarzmeerflotte so wichtig wie die Karibik oder die Region um Panama für die USA. So wichtig wie das südchinesische Meer und Taiwan für China. So wichtig wie die Schutzzone der Türkei, die sie völkerrechtswidrig gegenüber den Kurden etabliert haben. Vor diesem Hintergrund und aus strategischen Gründen können die Russen da auch nicht raus. Mal abgesehen davon, dass sich bei einer Volksabstimmung auf der Krim die Bevölkerung mit Sicherheit für Russland entscheiden würde.

Wie soll das also weitergehen?
Wenn die Russen durch massive westliche Intervention dazu gezwungen würden, sich aus der Schwarzmeerregion zurückzuziehen, dann würden sie, bevor sie von der Weltbühne abtreten, mit Sicherheit zu den Nuklearwaffen greifen. Ich finde den Glauben naiv, ein Atomschlag Russlands würde niemals passieren. Nach dem Motto, ‚Die bluffen doch nur‘.

Aber was könnte die Lösung sein?
Man sollte die Menschen in der Region, also im Donbass und auf der Krim, einfach fragen, zu wem sie gehören wollen. Man müsste die territoriale Integrität der Ukraine wiederherstellen, mit bestimmten westlichen Garantien. Und die Russen brauchen so eine Sicherheitsgarantie eben auch. Also keine Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine. Seit dem Gipfel von Bukarest von 2008 ist klar, dass das die rote Linie der Russen ist.

Und was kann Deutschland Ihrer Meinung nach tun?
Wir müssen unsere militärische Unterstützung so dosieren, dass wir nicht in einen Dritten Weltkrieg gleiten. Keiner von denen, die 1914 mit großer Begeisterung in den Krieg gezogen sind, war hinterher noch der Meinung, dass das richtig war. Wenn das Ziel eine unabhängige Ukraine ist, muss man sich perspektivisch auch die Frage stellen, wie eine europäische Ordnung unter Einbeziehung Russlands aussehen soll. Russland wird ja nicht einfach von der Landkarte verschwinden. Wir müssen vermeiden, die Russen in die Arme der Chinesen zu treiben, und damit die multipolare Ordnung zu unseren Ungunsten zu verschieben. Wir brauchen Russland auch als Führungsmacht eines Vielvölkerstaates, um aufflammende Kämpfe und Kriege zu vermeiden. Und ehrlich gesagt sehe ich nicht, dass die Ukraine Mitglied der EU und erst recht nicht Mitglied der Nato wird. Wir haben in der Ukraine ebenso wie in Russland eine hohe Korruption und die Herrschaft von Oligarchen. Das, was wir in der Türkei – mit Recht – in puncto Rechtsstaatlichkeit anprangern, das Problem haben wir in der Ukraine auch.

Was meinen Sie, Herr Vad, was erwartet uns im Jahr 2023?
Es muss sich in Washington eine breitere Front für Frieden aufbauen. Und dieser sinnfreie Aktionismus in der deutschen Politik, der muss endlich ein Ende finden. Sonst wachen wir eines Morgens auf und sind mittendrin im Dritten Weltkrieg.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon mod am Di 31. Jan 2023, 12:01

Tut mir Leid für alle Foristi. Der Zugang für das Forum musste für eine Woche gesperrt werden. Grund hierfür war, dass im Internet tätige mit krimineller Energie versuchten, sich unbefugt Zugang zu diesem Forum zu verschaffen, bzw. das Forum zu löschen. Ferner wurde versucht, dass für den Zugang zugeordnete e-Mail-Postfach mit sog. E-Mail- Bomben (1.731 E-Mails in einer Stunde) zu sprengen. Dabei wurden 2 deutsche und 18 ukrainische E-Mail-Adressen festgestellt. Wir werden diese Handlungen, wie alle solche bisher, zur Anzeige bringen.
Zwei ukrainische Staatsbürger mit gegenwärtigem Aufenthalt in Deutschland fragten darüber hinaus hier nach, warum dieses Forum der RENTA CONTROL UNION einseitig vom Krieg in der Ukraine berichtet. Dazu haben wir zur Kenntnis gegeben, dass allen Interessierten mit deutcher Staatsbürgerschaft das Forum der rcu jederzeit offen steht. Voraussetzung dafür ist, dass unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Veröffentlichungen im Forum, wie überall sonst auch, anerkannt und auch eingehalten werden. Die RENTA CONTROL UNION zensiert die Beiträge nicht und gibt auch keine politischen Veröffentlichungs-Richtlinien, wie das gegenwärtig bei vielen deutschen Medien der Fall zu sein scheint, vor. Die Foristi dieses Forums kommen überwiegend aus dem Osten Deutschlands. Dort scheint das Stimmungsbild zum Krieg in der Ukraine eher so zu sein, dass auf einen baldigen Frieden und nicht auf immer mehr Waffen orientiert wird.

Entgegen vielen anderslautenden Behauptungen (z. B. der Bild-Zeitung) sieht z. B. die Meinung zur Liefreung von Panzern nach repräsentativer Umfrage des MDR zumindest im Osten Deutschlands am 30.01.2023, 12.00 Uhr so aus:
Meinung_mdr2023.png
MDR Meinungsumfrage zu den Panzerlieferungen
Meinung_mdr2023.png (42.15 KiB) 385-mal betrachtet

Das Ergebnis erscheint mir sehr eingdeutig auszusehen. Daher positionieren sich eine Vielzahl der User hier im Forum gegen Krieg, gegen Waffenlierungen, gegen Faschismus und Kriegstreiberei aber eben für den Frieden.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon frst am Di 31. Jan 2023, 12:20

Vielen Dank -Mod- für die klaren Worte. Auch ich habe nach meinem Beitrag von Brigadegeneral Vad hunderte von E-Mails erhalten. Über die vielen guten Einschätzungen habe ich mich sehr gefreut, aber über die auch nicht minder wenigen Beschimpfungen schon gewundert. Erschrocken bin ich über ein Gedankengut in manchen E-Mails aus Deutschland gewesen, die einen eher an die schlimme Propaganda des Jahres 1933 erinnerten.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon biene am Di 31. Jan 2023, 12:49

Hier einmal von mir aus den US Medien ein interessanter Beitrag. Es scheinen also in den USA nicht alle so "vertrottelt" und ungebildet zu sein, wie wir uns das vielleicht bei der Berichterstattung unserer Medien dachten. Aber lest selbst bitte:

Nach „Krieg mit Russland“-Sager: Tucker Carlson nennt Baerbock „Trottel“ - von Stefan Beig: 30.01.2023
Annalena Baerbocks Kriegserklärung an Russland ging viral. Der Sager der deutschen Außenministerin beschäftigte nicht nur den Kreml, er sorgte auch auf der anderen Seite des Globus für Kopfschütteln, und das ausgerechnet in der Hauptsendezeit am Abend vor einem Millionenpublikum.

Bis vor kurzem dürfte sich Tucker Carlson (l.) noch nicht sonderlich für Annalena Baerbock (r.) interessiert haben.Getty
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat es in den USA in die Prime Time geschafft, und dabei gleich in die meist gesehene Hauptabend-Sendung: „Tucker Carlson Tonight“ auf Fox News. Der Anlass ist allerdings neuerlich nicht schmeichelhaft. Es geht um Baerbocks unbeabsichtigte Kriegserklärung an Russland, die bereits für ein gewaltiges Blätterrauschen, samt Rücktrittsaufrufen in Deutschland und Empörung im Kreml sorgte.

So wird Baerbock zurzeit im Netz verspottet
Der Dritte Weltkrieg ist bereits im Gange?
Inmitten einer Debatte über die Lieferung der Leopard-2-Panzer erklärte die Außenministerin bei der Versammlung des Europarats: „Ja, wir müssen mehr tun, um die Ukraine zu verteidigen. Wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.” Dieser Sager rief nun auch TV-Kommentator Tucker Carlson (53) auf den Plan. Der sehr erfolgreiche Journalist polarisiert gerne, nimmt sich kein Blatt vor den Mund und trieb damit die Einschaltquoten zu seiner Sendung in Rekordhöhen. Doch so rücksichtslos seine Kritik am politischen Establishment der Vereinigten Staaten auch ist, gegenüber ausländischen Politikern verhält er sich normalerweise zurückhaltend. Diesmal machte er eine Ausnahme.

Tucker Carlson ist erheitert – über Baerbocks Versprecher, demzufolge wir uns bereits im Dritten Weltkrieg befinden.Jason Koerner/Getty Images
„Die deutsche Außenministerin erwähnte, dass der Dritte Weltkrieg bereits im Gange ist“, meinte er in seiner gleichnamigen Sendung, um danach das viral gegangene Video mit Baerbocks Sager abzuspielen. Carlson konnte sich anschließend ein Schmunzeln nicht verkneifen und murmelte kurz: „She’s a jerk.“ Das Wort „jerk“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „Trottel“ – oder noch Schlimmeres…

Kritik an Berlins Panzerlieferung
Carlson prangerte anschließend das Vorgehen der NATO und „unserer Idiotenklasse“ in der Ukraine an, die gerade „Zweiter Weltkrieg spiele“. Im Übrigen sei es schon lange her, dass die Deutschen Panzer in die Ukraine geschickt haben, wie er sarkastisch bemerkte, und dies habe gar nicht gut geendet.

Überflüssig zu sagen, dass Tucker Carlson nicht nur einflussreich und beliebt, sondern bei einigen Personen auch ebenso verhasst ist. Angesichts seiner scharfen Attacken auf das Establishment und seiner Gegendarstellungen zum Ukraine-Krieg oder zu Corona musste er ebenfalls schon häufig Kritik einstecken.

Ist Kritik an Baerbock frauenfeindlich?
Eines steht fest: Was den US-TV-Kommentator mit Sicherheit nicht beeindrucken dürfte, sind die grünen Versuche, Baerbock gegen sämtliche Vorwürfe in Schutz zu nehmen. Bekanntlich war es ja nicht der erste Versprecher der Außenministerin, der für Aufsehen sorgte. Der Spott, den Baerbock dafür regelmäßig erntet, versuchen Grüne seither immer wieder als frauenfeindlich zu klassifizieren. Wäre Annalena Baerbock ein Mann, so die Darstellung, müsste sie sich solche Kritik nicht anhören. Solche Einwände dürften Tucker Carlson wohl auch nur ein mildes Lächeln kosten.
--Wer anderen eine Grube gräbt, hat ein Grubengrabgerät--
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon 4-Korn am Di 31. Jan 2023, 13:24

Die Medien in Österreich berichten über das Vordringen der Russen in der Ukraine bei Saporischschja. Hier der Beitrag:

Ukraine bereitet für weiten Rückzug zweite Frontlinie vor

Die Kämpfe an der Front in Saporischschja werden immer intensiver. Immer mehr Orte entlang des Dnjepr werden von russischen Truppen erobert. Wladimir Rogow, der russische Besatzungschef der Oblast, berichtet von einer neuen Verteidigungslinie, mit der Selenskyjs Soldaten den weiteren Rückzug vorbereiten würden.

Die ukrainischen Streitkräfte haben eine neue Verteidigungslinie am Stadtrand von Saporischschja geschaffen, nachdem sie die Siedlung Kamenskoje am Dnjepr an die erfolgreichen Aktionen der russischen Streitkräfte verloren haben, sagte Rogow.

Putins Truppen hätten die Initiative übernommen
Der Kreml meldete zuvor die Einnahme von neun Dörfern in der Region. Der Sprecher der pro-russischen Kollaborationsorganisation „Wir stehen zusammen mit Russland“, sprach im russischen Fernsehsender Rossija 1 von „ziemlich großen Erfolgen“ und meinte: „Unsere Truppen haben die Initiative entlang der Kampflinie in der Region Saporischschja übernommen.“

Ukrainer errichten neue Verteidigungslinie
“Gulyaipole und Orekhov sind die wichtigsten Ziele vor der Stadt Saporischschja (760.000 Einwohner). Diese strategischen Punkte, die zusammen mit Kamenskoje als Fundament der ukrainischen Stellungen gebaut wurden, werden nicht mehr von Ukrainern gehalten. Selenskyjs Truppen hätten sich nach Plavni und Stepnogorsk verlagert. Dort sollen sie eine neue Verteidigungslinie in Balabino, Kushugum und Kamyshevakha, den nächstgelegenen Außenbezirken von Saporoschschja, errichtet haben.
Dateianhänge
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Kölscher Jung am Di 31. Jan 2023, 14:04

Da hast Du Recht, die Ösis berichten "neutraler". Es ist auch lobenswert, dass sie als neutrales Land keine Waffen in Kriegsgebiete liefern - auch nicht in die Ukraine. Deutschland mit zwei verschuldeten Weltkriegen täte das auch ganz gut, sich da endlich mal zurückzuhalten. Wir sehen doch, dass wir in den Krieg immer mehr hineingezogen werden. Da nutzt es letztlich wenig, sich hinter der USA zu verstecken, wenn die auch liefern - unter dem Motto - die waren es ja auch. Also greift erst mal die Kriegspartei USA an bis ihr uns angreifen dürft. Gefährlicher Kindergarten !

Ein Freund erzählte mir zu dieser Doppelmoral Deutschlands folgende Geschichte:

Ist dies nicht eine verlogene Doppelmoral, wenn man die Waffen für den Krieg bezahlt und die Transporte von Kriegsmaterial durch Deutschland fahren lässt aber sei moralisch integer, weil man nicht selber schießt (es gibt keine Truppen für die Ukraine) ? Bsp.: Mein Freund fragte mich, ob ich ihm mit einer Kettensäge seine Frau zersägen würde - er hätte enorme Eheprobleme. Ich sagte, dass er selbst seine Eheprobleme lösen müsse aber sagte ihm die Lieferung der erwünschten Kettensäge zu. Daraufhin zersägt er seine Gattin, aber ich habe mit dem Mord nichts zu tun, denn die Lieferung bzw. Bezahlung der Kettensäge aus eigenem Bestand sowie die Schulung zur Handhabung der Säge macht mich ja nicht zum Mittäter. Heuchelei oder ? Und nicht nur das - wir sind mit der Lieferung und Einweisung sowie der Wartung u. U. auch Kriegspartei (siehe Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages). Aber das entscheiden nicht die Juristen sondern die Russen selbst, inwieweit Sie uns als Kriegspartei sehen. Wenn dann noch die eine oder andere Leo-Besatzung in der Ukraine deutsch sprechen sollte, ist es in jedem Fall passiert. Wundern würde das nicht, denn eine Panzerbesatzung ist nicht in 3 Monaten ausgebildet - dass weiß jeder der gedient hat. Die Technik, sei ihr Ansehen auch noch so groß ist nur so gut, wie die Besatzung, die in dem Panzer steckt. Die Alternative wäre schlecht ausgebildete Panzerbesatzungen - und damit zeitnah abgeschossene Leos, die darüber hinaus noch nie im Krigseinsatz waren. Jeder weiß doch heute das auch die US-Himars nicht nur von Ukrainern bedient werden, sondern von "freiwilligen US Bürgern". Der Krug wird eben nur so lange zum Brunnen gehen bis er bricht. Dann gnade uns Gott. Es nutzt da ganz wenig immer wieder mit dem Fuß aufzustampfen und zu behaupten - man sei NOCH keine Kriegspartei. Die Russen denken darüber offensichtlich ganz anders. Sie hatten auch u. a. durch deutsche Panzer 27 Mio. Tote im 2. WK.

Wir glauben oder wünschen uns lediglich, dass wir als Kriegspartei nicht angegriffen werden, da man sich das wegen dem NATO - Bündnisfall NOCH nicht traut. Hoffentlich verrechnen wir uns damit nicht schon wieder, denn diesmal wäre der Rechenfehler für uns alle tödlich.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Hagemann am Mi 1. Feb 2023, 12:38

Ich wundere mich auch sehr wie die Meinungen in Deutschland gemacht werden. Sind wir denn schon wieder so weit ? Kriegsberichterstattung vom feinsten, Ostfront, der blutrünstige Russe wird zurückgedängt oder vernichtet, deutsche Panzer auf dem Vormarsch ? Die Menschen sollen offensichtlich nach Meinung einiger Politiker und vieler Medien auf einen Krieg vorbereitet werden, oder was soll diese Berichterstattung sonst bewirken ?

Es gibt die Realität, die den Mainstreammedien von der Politik zur Berichterstattung offensichtlich vorgegeben wird, welche diese dann pflichtbewusst und gleichgeschaltet verbreiten und die dann so wieder von denselben Politikern als echt wahrgenommen wird. Ich nenne diese Schein-Realität einmal die Matrix. Und dann gibt es die Realität, wie sie von den Menschen ausserhalb gut bewachter Villenviertel, gepanzerter Linousinen und Privatschulen wahrgenommen wird. Darüber hat nun der MDR berichtet und ist der Meinung, dass ca. 80 % des Volkes die Panzerlieferung ablehnt. Diese Realität und die Matrix haben keinerlei Überschneidung mehr. Es wird nach meiner meinung Zeit, dass wir der verlogenen Krigstreiber-Matrix endlch den Stecker ziehen.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon Seife am Mi 1. Feb 2023, 12:48

Joe Biden: Klimawandel größere Bedrohung für Menschheit als ein Atomkrieg - von Stefan Beig am 1.02.2023

Die jüngsten Bemerkungen des US-Präsident irritieren zurzeit die Amerikaner. Am Dienstag erklärte Joe Biden (80) bei einem Fundraising-Event in New York: Die globale Erwärmung sei gefährlicher als ein Atomkrieg. Erst im Herbst hatte Biden erklärt: Die Welt stehe kurz vor einem „Armageddon“.

Bei einem Treffen mit Spendern für die Demokraten fielen Bidens Äußerungen über Klimawandel und Atomkrieg.APA/AFP/SAUL LOEB
Bei einem Fundraising-Event in Manhattan legte US-Präsident Joe Biden seine Gedanken zum Thema Atomkrieg dar. Seine Botschaft an die anwesenden Spender: Die globale Erwärmung ist zurzeit die größere Bedrohung für die Menschheit. Weniger als vier Monate zuvor hatte Biden bei einer anderen Benefizveranstaltung in New York City beiläufig gemeint, die Welt stehe kurz vor einem nuklearen „Armageddon“.


Auch auf Twitter wird über Bidens Bemerkung fiel gesprochen.
Wörtlich sagte der US-Präsident am Dienstag: „Die globale Erwärmung ist die größte existentielle Bedrohung für die Menschheit, die wir je erlebt haben, einschließlich jener von Atomwaffen“. Ob der Oberbefehlshaber (80) der USA auch Argumente für diese Behauptung vorbrachte, ist unklar. Reporter durften nur einen Teil von Bidens Ausführungen sehen.

Einen Atomkrieg würden die meisten Menschen nicht überleben
Eines steht zumindest fest: Die beiden Szenarien – Atomkrieg versus Klimaerwärmung – haben nach jetzigem Wissensstand unterschiedliche Konsequenzen. Einen nuklearen Krieg würden vermutlich die meisten Menschen auf der Welt nicht überleben. Nach Ansicht von Experten würde ein Atomkrieg zwischen der NATO und Russland den Globus mit gefährlicher Strahlung überziehen. Darüber hinaus würde er einen nuklearen Winter mit nur mehr geringer Sonneneinstrahlung und äußerst niedrigen Temperaturen verursachen.


Ein Nuklearkrieg würde die jetzige Zivilisation voraussichtlich auslöschen.
Was den Klimawandel betrifft, so erklärt der von den Vereinten Nationen geförderte Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen: Der Meeresspiegel werde infolge der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2100 um 50 Zentimeter ansteigen und einige Küstengebiete, darunter auch kleine Inselketten, überfluten. Andernorts würde es zu kostspieligen Abhilfemaßnahmen kommen.

Pentagon hält Krieg zwischen USA und Russland für besonders gefährlich
Zumindest im Pentagon, im US-Verteidigungsministerium, scheint man das erste Szenario für bedrohlicher zu halten. Seit Oktober 2021, als Präsident Biden erstmals über Russlands Invasionspläne sprach, hat der Vorsitzende der Generalstabschefs Mark Milley eine Liste mit „Interessen und strategischen Zielen der USA“ in der Krise: Die Nummer eins ist: „Keine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem US-Militär und der NATO mit Russland.“


Andere Sorgen hat zurzeit der Vorsitzende der Gemeinsamen Stabschefs, General Mark Milley: Er will vor allem einen Krieg zwischen der NATO und Moskau vermeiden.
Eine solche schließt Biden anscheinend nicht ganz aus. Am 6. Oktober hat er sich bei einer Benefizveranstaltung in New York City zu nuklearen Bedrohungen geäußert und die Zuhörer mit der Aussage schockiert, dass das nukleare „Armageddon“ aufgrund des Eingreifens der NATO gegen die russischen Streitkräfte in der Ukraine kurz bevorstehen könnte. „Zum ersten Mal seit der Kuba-Krise droht uns eine Atomwaffe, wenn die Dinge so weitergehen wie bisher“, erklärte Biden, als er gerade Geld für die Demokraten im Senat sammelte.

Biden wörtlich: Er kenne Putin gut und der „scherzt nicht, wenn er über den möglichen Einsatz taktischer Atomwaffen oder biologischer oder chemischer Waffen spricht“.
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Re: Krieg in Europa und der deutsche Schlingerkurs

Beitragvon radebeuler am Mi 1. Feb 2023, 12:56

Biden ist ein alter Mann, dessen Sinne schwinden. Warum wir uns an einen offensichtlich nicht mehr vollständig zurechnungsfähigen Mann hängen, ist auch mir unklar. Er glaubt wohl, dass die USA von einem Weltkrieg auf eigenem Teritorium nicht bedroht sei. Weit gefehlt Herr Biden. Diesmal trifft es auch die USA tödlich. General Mark Milley sieht das wohl aus fachlicher Sicht auch so kommen und da wird er Recht haben. Meines Wissens haben die Russen vor noch nicht langer zeit gesagt, dass ein Krieg nicht auf Europa zu begrenzen sei und auch die USA davon betroffen sein werden. Wie Biden noch richtig erkannt hat, der Putin scherzt da nicht.
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