Coronavirus: Ist Deutschland lernfähig?

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Coronavirus: Ist Deutschland lernfähig?

Beitragvon Peter am Mo 23. Mär 2020, 17:11

Ich habe hier einen Beitrag von Alexander Unzicker vom 22.03.2020 für Euch gefunden und stelle diesen hier ein:

Gegen jede wissenschaftliche Evidenz verzichtet man auf den Einsatz von Masken und Desinfektionsmittel sowie schneller Diagnostik

Die Corona-Krise stellt einen weltweiten Kompetenztest für Regierungen dar. Jeder, der einen Mausklick ausführen kann, sieht, dass die zeitliche Entwicklung der Infektionen in folgenden Ländern wesentlich günstiger verläuft: China, Taiwan, Singapur, Hongkong, Japan, Russland. Ein detailliertes Studium der dort angewendeten Maßnahmen könnte man den Verantwortlichen sicher empfehlen, drei Dinge stechen jedoch hervor: Die in Deutschland fehlenden Atemschutzmasken und das fehlende Desinfektionsmittel sowie die langsame Ausführung der Tests.

Vorsicht vor der Luft!

Es ist bizarr, dass die wissenschaftliche Evidenz für die Wirkung von - auch einfachen - Atemschutzmasken nicht umgesetzt wird, ganz offensichtlich um die Versäumnisse der Verantwortlichen zu kaschieren.
Taiwan stellt derweil 10 Millionen Masken am Tag her und garantiert jeder Privatperson ausreichend Masken, während in Deutschland auch exponierte Personengruppen wie Ärzte und Pfleger, Polizisten, Kassierer, Apotheker, Paketboten bis jetzt ungeschützt herumlaufen - eine Coronaparty, die auch bei Ausgangssperren andauert.
Spätestens seit dem Webasto-Cluster, bei dem eine Indexpatientin direkt vier weitere Personen über die Raumluft ansteckte, ist es vollkommen klar, dass die hohe Infektiosität nicht alleine durch Anhusten kommen kann, sondern Aerosole mit dem Virus sich länger in der Luft halten können.

Beschwichtigungsmedien

SARS breitete sich beispielsweise über ein Abluftrohr eines Apartments aus, die über geöffnete Fenster in andere Wohnungen eindrang. Demgegenüber verkündet Corona-Aufklärer Christian Drosten im NDR: "Das ist nicht so, dass so ein Virus als Wolke in der Luft steht und stundenlang bleibt und sich auch noch in den Nachbarraum verteilt." Genau das wurde gerade nachgewiesen. Im Übrigen sollte neben den potentiellen "Superspreadern" unbedingt jeder am Arbeitsplatz und am besten jeder eine Maske im öffentlichen Raum tragen.

Ein zweites deutsches Charakteristikum sind die extrem langsamen Tests von Anfang an. Jedem Vernunftbegabten muss klar sein, dass Infektionsketten nach mehreren Tagen nicht mehr nachzuverfolgen sind, trotzdem wird an dieser Strategie bis jetzt festgehalten. Andere Staaten bauen ein Massentestsystem auf, das in wenigen Minuten ein Testergebnis liefern kann - möglichst für alle. In Deutschland ist keine solche Strategie erkennbar. Dies wird Folgen haben. Im Moment steuern wir auf die Situation in Italien zu. Zugegebenermaßen habe ich Länder mit "psychopathischen Regierungen" (so Nassim Taleb, sehr lesenswert) nicht berücksichtigt.

Drittens ist unumstritten, dass das Virus über die Hände zu den Schleimhäuten übertragen werden kann. Das Händewaschen kann die Fetthülle der Viren zerstören. Andererseits werden Viren bei über 60 Grad Celsius oder durch ordnungsgemäße Desinfektionslösung (hochprozentiger Alkohol) zerstört. Händewaschen ist wichtig, muss aber bei dieser gefährlichen Pandemie durch Desinfektionsmittel für die Hände ergänzt werden. Insbesondere den Risikogruppen wurde in China, Taiwan, Singapur, Hongkong und Japan empfohlen, diese Schutzmaßnahme zu ergreifen. In vielen Staaten hat sich u. a. bewährt, dass auch großflächige Maßnahmen der Desinfektionr auf Straßen und Plätzen erfolgreich durchgeführt wurden. Es hat einen Grund, warum in Deutschland ausschließlich auf das Händewaschen orientiert wird. Es liegen nicht mehr kaschierbare Versäumnisse vor. Nicht einmal für die Krankenhäuser ist gegenwärtig genug Nachschub mit Desinfektionsmitteln zu jeder Zeit gesichert.

Aber dass Deutschland seinen Zeitvorsprung vor Italien zu verspielen droht, ist erschreckend: Italiens Zuwachs in den letzten 4 Tagen war 14 Prozent (4. Wurzel aus 53578/31506 =1,14), Deutschlands 24 Prozent (4. Wurzel aus 22364/9376=1,24).

Dr. Alexander Unzicker ist Physiker, Jurist und Sachbuchautor.
Peter
 
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