Terrorwelle in Paris-128 Tote und Schwerverletzte

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Terrorwelle in Paris-128 Tote und Schwerverletzte

Beitragvon Grünrock am Sa 14. Nov 2015, 13:45

Es ist die schlimmste Terrorserie in Europa seit mehr als zehn Jahren. Mehr als 128 Menschen werden innerhalb von wenigen Minuten in Paris ermordet, mehr als 180 Personen zum Teil schwer verletzt. Staatspräsident Hollande verhängt über Frankreich den Ausnahmezustand.

Bei der beispiellosen Terrorserie in Paris mit mehreren fast zeitgleichen Anschlägen sind nach neuesten Angaben 128 Menschen getötet worden. Mehr als 180 Personen wurden verletzt. Viele der Verletzen schweben in Lebensgefahr. Die Attentäter schossen am Freitagabend an verschiedenen Orten der französischen Hauptstadt wild um sich und zündeten mehrere Bomben.

Allein in der Konzerthalle "Bataclan" richteten sie ein Massaker mit mindestens 80 Toten an. Vier Tote gab es in der Nähe des Stadions Stade de France, wo gerade das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Frankreich stattfand.

Frankreich befindet sich damit erneut in einem Schockzustand. Die Zeitung "Le Figaro" titelte: "Krieg mitten in Paris". Erst vor zehn Monaten hatte brutale Überfälle von islamistischen Terroristen auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt das Land erschüttert.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande rief in einer Fernsehsprache an die Nation den Ausnahmezustand aus. Zugleich sagte er dem Terrorismus "erbarmungslosen" Kampf an. Die Grenzkontrollen wurden verstärkt - auch mit Blick auf den Weltklimagipfel, zu dem Paris Ende des Monats Spitzenpolitiker aus aller Welt erwartet. Entgegen ersten Ankündigungen blieben die Grenzen aber geöffnet.

Die genauen Hintergründe der Angriffe waren auch nach Stunden noch unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Terrorismus ein. Befürchtet wird, dass sich Attentäter oder Komplizen noch auf freiem Fuß befinden. Nach Polizeiangaben starben mindestens acht Angreifer.

Alle Indizien deuten darauf hin, dass es sich um eine minutiös vorbereitete Aktion handelte. Bei dem Überfall auf das "Bataclan" soll einer der Männer "Allahu akbar" gerufen haben. Ein Augenzeuge berichtete ferner, dass die Angreifer ihre Tat mit Frankreichs Militäreinsatz in Syrien begründet hätten. Der Mann habe gerufen: "Das ist die Schuld von Hollande. Das ist die Schuld Eures Präsidenten. Er hätte nicht in Syrien eingreifen dürfen." Von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wurden die Attacken im Internet gefeiert.

Nach bisherigen Erkenntnissen begannen die Anschläge kurz nach 21.00 Uhr an sechs verschiedenen Orten der französischen Hauptstadt. Ziele waren neben dem Konzertsaal im 10. Arrondissement auch drei Cafés und Restaurants in der Nähe. Im Café "Le Carillon" gab es mindestens 14 Tote, im Café "La Belle Équipe" mindestens 18 Tote. Wegen der vergleichsweise milden Temperaturen saßen zu Beginn des Wochenendes in Paris noch sehr viele Menschen draußen.

Das schlimmste Bild bot sich im "Bataclan", einer der bekanntesten Konzerthallen von Paris. Allein dort starben mindestens 80 Menschen. Nach Augenzeugenberichten waren mehrere unmaskierte Männer in den ausverkauften Saal gestürmt, wo gerade die US-Rockband "Eagles of Death Metal" auftrat. Mit Maschinengewehren schossen sie mehr als 10 Minuten wild um sich.

Vielen der fast 1500 Zuschauer gelang die Flucht. Einer von ihnen berichtete anschließend: "Das hat 10, 15 Minuten gedauert. Das war von extremer Gewalt. Es gab Panik. Alle sind Richtung Bühne gerannt. Die Attentäter hatten Zeit, mindestens dreimal nachzuladen. Sie waren nicht maskiert. Sie traten sehr beherrscht auf. Sie waren sehr jung."

Nach Angaben der Polizei töteten sich drei der Angreifer dann selbst, indem sie ihre Sprengstoffgürtel zündeten. Ein Vierter sei von der Polizei getötet worden.

Die Gegend rund um das "Bataclan" wurde weiträumig abgeriegelt. Sie gehört zu den beliebtesten Ausgehvierteln der französischen Hauptstadt. Die Redaktion von "Charlie Hebdo", die im Januar von Terroristen überfallen worden war, ist nur wenige Straßenzüge entfernt. Noch in der Nacht eilten Hollande und Premierminister Manuel Valls an den Tatort.
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Re: Terrorwelle in Paris-128 Tote und Schwerverletzte

Beitragvon Heinze am Mi 17. Feb 2016, 10:27

Hierzu muss man sicher auch nochmal einen Ton sagen. Wir sprechen oft davon, dass der internationale Terrorismus die Welt bedroht und wir führen seit Jahren bereits heiße Kriege gegen diesen Terror oder halten Religionen für den Auslöser von Kriegen, da diese vermeintlich die Weltherrschaft erobern möchten.

Zunächst zu Paris:
Frankreich und seine Hauptstadt Paris sind seit Jahrzehnten Brennpunkt handfester sozialer Auseinandersetzungen. Nicht umsonst wechseln sich Regierungen in schneller Folge ab und das Land ist wirtschaftlich instabil geworden. Arbeitslosigkeit und vor allem Jugendarbeitslosigkeit sind hoch. In Paris haben sich in Vororts- und Armutsvierteln auch Parallelgesellschaften entwickelt, die eigenes Recht gesellschaftlich seit Jahren leben. Polizei und Staat sind nicht mehr Vorort - es hat sich eine "Eigenjustitz" durchgesetzt. Es herrscht das Faustrecht. Die sog. Jugend - Aufstände in Paris mit kriegsähnlichen Zuständen, Straßenschlachten, hunderten brennenden Autos sind uns allen noch vor Augen. Wenn die wirtschaftlichen Probleme in Frankreich nicht gelöst werden, wird der Ruf nach dem starken Mann oder der starken Frau immer lauter werden. Aber auch diese Kräfte werden das wirtschaftliche Problem nicht lösen können, sondern werden an der Zündschnur, die die Welt in die Luftsprengen kann zündeln.

Das betrifft aber nicht nur Frankreich und Paris. Im Forum der RENTA CONTROL UNION "Sind wir denn noch zu retten":

http://www.kommunalberatung-rcu.de/de/K ... Home-4.htm

Hier ist das Gesamtproblem aus meiner Sicht schon ganz gut dargestellt. Die Rechten Bewegungen sind eben nicht nur eine zeitweilige Erscheinung. Immer dann, so die RENTA CONTROL UNION in der Anmoderation des Themas, wenn wirtschaftliche Krisen heraufziehen, wird der Ruf nach dem starken Mann und den einfachen Lösungen immer stärker. Draufheuen eben und "ich will meine Ruhe und mein Geld". Zu was das in Deutschland geführt hat wissen wir alle. Und wir sind selbst davon auch nicht weit entfernt.

Entstehen weltweite wirtschaftliche Krisen - und darin befinden wir uns, kommt es zu wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Nun tritt hinzu, dass wir auch selbst eine wirtschaftliche und soziale Krise in der Dritten Welt ausgelöst haben. Natürlich kommt es dort zuerst zu Anarchie und radikalen Strömungen. Wie sagt man: Wenn nichts mehr zu fressen da ist, nimmt sich jeder was er braucht selbst um satt zu werden oder geht dahin, wo er glaubt satt zu werden. Die Ursache ist nicht im Taliban oder im IS zu suchen. Da verwechselt man Ursache und Wirkung. Auch sind nicht die Weltreligionen Schuld an den wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Diese sind der Nährboden für extreme Verhaltensweisen und extreme Strömungen und nicht umgekehrt.

Wenn wir das verstanden haben, kann man an die Lösung der Probleme gehen. Die kann man nicht wegbomben oder wegschießen.

Das wird ein sehr langer Prozess. Ob ein solcher positiv geführt werden kann, wird man sehen müssen. Wenn die größte Not und der Hunger beseitigt sind, was nicht einfach ist, wird die nächste Frage nach einer gerechten Verteilung des Reichtums auf der Tagesordnung stehen. Das heißt, es wird auch nicht ausreichen in den Flüchtlingslagern ein paar Leib Brot hinzuwerfen. Die Krise in der Dritten Welt hat seit langem begonnen und ist auch nicht durch Auffang- oder Internierungslager an den Außengrenzen der EU zu lösen. "Wir lassen nur den rein, den wir haben wollen, den Rest schicken wir zurück"??? Weit gefehlt. Wir verlagern nur die Krise der Dritten Welt an die Außengrenzen der EU, sodass wir nicht zusehen müssen wie gehungert, geschossen und gestorben wird. Auch hier muss man an die Ursachen. Sind wir so, wie wir aufgestellt sind, in der Lage, das Problem zu lösen??? Die Tatsachen drängen immer stärker nach Lösungen, die eine qualitative Entwicklung unserer eigenen gesellschaftlichen Verhältnisse fordert. Da bin ich skeptisch, ob das Gesamtproblem tatsächlich im Handumdrehen lösbar ist, oder ob wir uns nur wieder etwas Zeit und eine Atempause holen wollen.
Heinze
 
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