Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

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Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon Hansa am Mi 21. Dez 2011, 10:47

Seit Jahren befinden wir uns in einem sog. "Krisenmanagement" zur Abwendung der Finanzkrise, zur tatsächlichen Überwindung der weltweiten Wirtschaftskrise, zur Gestaltung von Wegen aus der Energie- und Umweltkrise... Diese Reihe ließe sich hier noch wesentlich erweitern. Nun zeigt sich am Beispiel unseres Bundespräsidenten, dass scheinbar auch die Überwindung einer Wertekrise immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Es ergbt sich für mich eine erste Frage dabei. Sind wir in der Lage, die angehäuften Probleme tätsächlich und grundsätzlich zu lösen und damit wieder Zukunft für unsere Kinder zu gestalten, oder treten wir von Zeit zu Zeit nur noch die existentiellen "Flächenbrände" aus, um zuzusehen, dass es bereits an anderen Stellen zündelt und der Flächenbrand in Kürze wieder lodert? In Griechenland, Spanien,Italien und anderswo ist doch z. B. zum Euro und der Staatspleiten keine grundsätzliche Lösung gefunden worden, sondern nur von diesem Problem auf ein anderes, z. B. den "Sozialneid" abgelenkt worden. Hinter dem "Sozialneid" vesteckt sich aber aus Meiner Sicht ein anderes, grundsätzliches Werteproblem, wenn man betrachtet, dass es uns kaum noch gelingt, einen Bundespräsidenten zu finden, der sich nicht vorzeitig zurückzieht.

Hier bemerke ich, dass sich die Probleme der Glaubwürdigkeit zur Gestaltung der Politik auch immer stärker auf die der Verwaltung aller Ebenen beziehen. Ich spühre förmlich in meiner Arbeit fast täglich, dass viele Entscheidungen der Verwaltung von unseren Menschen nicht mehr tatsächlich abgenommen, sondern nur noch als z.Z. unabänderlich hingenommen werden. Ich sehe in meinem Umkreis der Kollegen in der Verwaltung, dass man abstumpft, die Arbeit z.T. nur noch als Zweck des eigenen Lebensunterhaltes ansieht.

Daraus ergibt sich für mich die zweite Frage, befinden wir uns in einer Wertekrise und wird eine Solche und wie überwindbar sei.
Zuletzt geändert von Hansa am Mi 21. Dez 2011, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon Personalpeter am Mi 21. Dez 2011, 10:56

Auf diese Fragen habe ich gewartet. Die Redaktion der RENTA CONTROL UNION hatte vor zwei Jahren mit diesen Themen einmal begonnen und aufgezeigt, was die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind und was sich daraus vermutlich entwickeln wird. Wenn wir die damaligen Antworten der Redaktion und die der Foristi im Archiv des Forums anschauen, hat das alles zugetroffen. Leider ist es noch schlimmer gekommen als von uns vorausgesagt. Ich berüße deshalb ausdrücklich das Them des Forums und glaube es wird ähnlich viele Zugriffe erhalten als damals.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon mod am Mi 21. Dez 2011, 11:09

Gern gehen wir der Bitte vieler Foristi nach und begleiten dieses Thema. Am Jahresende kann ein solches gut helfen, einen Rückblick zum Geschehenen zu nehmen und einen Ausblick auf kommendes zu wagen.

Die vielen E-Mails zur Einrichtung dieses Themas lenken mich auf folgenden Hinweis und die Bitte unserer Online-Redaktion. Alle Beiträge sollten trotz des brennenden politischen Themas sachlich und inhaltlich unserem Forum angemessen sein.

Ich wünsche Euch viel Erfolg und Spass beim Diskutieren. Wir werden am 31.12.2011 als Redaktion ein erstes Fazit wagen und Euch zur Verfügung stellen und die nach Meinung der Foristi besten Antworten auch prämieren.
Zuletzt geändert von mod am Mi 21. Dez 2011, 11:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon Hansa am Mi 21. Dez 2011, 11:14

Danke mod! Wir werden angesichts des politischen Themas zusehen, sachbezogen zur Verwaltung und inhaltlich angemessen zu diskutiren. Das "Rumnölen" allein macht es nicht.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon rose am Mi 21. Dez 2011, 11:28

Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat nicht nur eine Systemdebatte ausgelöst. Sie hat parallel dazu auch eine Diskussion über den notwendigen moralischen Grundkonsens der westlichen Gesellschaften in Gang gesetzt. Ist uns dieser gemeinsame Wertekonsens abhandengekommen und warum?

Ich habe keine Anwort, sondern zur Zeit immer mehr Fragen.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon hansi am Mi 21. Dez 2011, 11:46

Also ich meine, dass Probleme dazu da sind, gelöst zu werden. Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen und Wertekrisen kamen und gingen. Nach meiner Meinung hat sich ein Medienmopping in Deutschland herausgebildet, worüber der Bundestagswahlkampf geführt werden soll. Das heißt für mich, dass die politischen Parteien zunehmend die Medien benutzen um die Diskussionen bei der Bevölkerung zu führen, welche sie lieber selbst sachlich führen sollten und inhaltlich nicht mehr führen können. Schlammschlacht eben, wie in den USA.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon Heinze am Mi 21. Dez 2011, 11:53

@Hansi
Meinst Du damit, die aufgeworfenen Fragen sind nur virtuell? Meinst Du damit, die Politik wird in Deutschland immer mehr akzeptiert? Meinst du damit die Euro-Krise ist oder wird gelöst?
Wir reden spätestens seit 2007 von einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Was ist in der TAT davon gelöst oder ist nicht alles viel schlimmer geworden?
Wir spüren seit Jahren einen dramatischen Werteverlust, dass Du bei unseren jungen Leuten nach solchen suchen musst und kaum noch findest, weil sie Zukunftsangst haben. Warum wohl?
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon berlinbear am Mi 21. Dez 2011, 12:39

Ich glaube schon, dass es eine Mischung von dem ist, was hier dargestellt wurde.

1. Die Zeit ist sehr schnelllebig geworden und viele Probleme warten auf eine Lösung, welche wir gegenwärtig nicht immer parat haben. Nach meiner Meinung werden sich diese aber schrittweise ergeben. Beispielsweise war die Atomernergie nicht die Lösung des Problems. Es hat sich durch das Unglück in Japan schneller ergeben, dass man nach anderen Energielösungen suchen muss, weil wir sonst ein Umweltproblem bekommen und uns selbst umbringen. Problem zwar noch nicht gelöst aber in Lösung befindlich. Ob und wann für solche Fragen wie Europa rechtzeitig eine Antwort gefunden wird, bleibt sicher abzuwarten. Wenn das nicht erfolgt, dann wird es sehr ernst, da habt Ihr Recht.

2. Der Sozialneid wird oft zur Lösung von Machtfragen benutzt. Seit dem man offensichtlich weiß wie die Mechanismen zu bedienen sind, setzt man diese immer sicherer ein. Ich kann mich erinnern, dass man in der Krise des östlichen Deutschland der Bevölkerung bestens verkaufen konnte, dass das Staatsoberhaupt West-Wasserhäne hat, ein eigenes Schwimmbad benutzt, seine Frau einen Wartburg fährt und er ein Kontoguthaben von 70 tausend Ostmark besaß. Darau entzündete sich eine Diskussion, welche die Führung dieses Staates förmlich hinwegfegte. Mit Augenmaß betrachtet, war die damalige Medienkampagne zum Sozialneid sehr zünisch und dumm aber eben wirkungsvoll. In der arabischen Welt geht es z. B. um Macht und Öl. Eine wirkliche Demokratiebewegung finden wir dort eigentlich nicht vor, sondern Machtinteressen. Man hat also gelernt, mit Sozialneid und der Gewinnung von ca. 5-8% von Staatsgegnern eine Staat nach vorher bestimmbaren kriterien zu destabilisieren um dann von außen zu "helfen".

Werte und Bundespräsident. Also die Argumente gegen Ihn sind schon schwach. Sicher ist er inhaltlich nicht der glänzende Bundespräsident den man sich wünschen kann. Eine Sozialneidkampagne ist es dennoch und eine gefährliche zur Destabilisierung der Macht obendrein.

Nun, hier bedarf es an Überlegungen, wie man mit der Macht der Medien in Zukunft umgehen sollte. Wie für alles benötigen wir da klare Regeln. Aus meiner Sicht hat man da einen Besen erfunden, den man jetzt nicht mehr in den Schrank bekommt.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon rose am Mi 21. Dez 2011, 12:55

Hallo du Berliner!
Eine schlüssige Antwort war das für mich aber noch nicht. Ok, dass man die Medien immer mehr dazu benutzt, Machtspiele zu betreiben, liegt sicher am Medienzeitalter und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Das wir die Medien und dessen neue Möglichkeiten nicht verantwortungsvoll nutzen, ist völlig unbesehen.
Andererseits musst du mal schauen, was unsere Menschen wirklich über die "Lösungen" die wir nicht mehr hinbekommen denken. Hier ist schon eine Diskussion in Gang gebracht, die auch unsere Gesellschaft umkrempeln wird, glaube ich jedenfalls.
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Re: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Wertekrise?

Beitragvon sachsenjäger am Mi 28. Dez 2011, 13:35

Ihr hattet recht mit dem Thema. Nach wenigen Stunden des Erscheinens sind bereits über 100 Zugriffe zu verzeichnen. Das zeigt, dass das Thema die Leute tatsächlich interessiert.
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