Droht der Welt ein Währungskrieg?

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Droht der Welt ein Währungskrieg?

Beitragvon berlinbear am Fr 8. Okt 2010, 07:53

Droht der Welt ein Währungskrieg?
Erschienen am 07.10.2010 | dapd

Währungskrieg: Chinas Währung ist unterbewertet. Seit einigen Tagen erschüttern Turbulenzen die Devisenmärkte. Der US-Dollar steht gegenüber den meisten Währungen unter Druck, der Euro steigt derweil kräftig. Allein in den vergangenen zwei Wochen legte die Gemeinschaftswährung sieben Cent zu. Die Gefahr weltweiter Währungskonflikte rückt nun sogar in den Fokus des Jahrestreffens von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Eine wichtige Rolle spielen die Chinesen, die ihre "Volkswährung" Yuan quasi als Waffe einsetzen, um so zur alles überragenden ökonomischen Supermacht aufzusteigen.

Knackpunkt China-Währung
Chinas Währung Yuan ist schwach und das ist auch gut so - aber nur aus Sicht der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Ein schwacher Yuan bewirkt, dass chinesische Güter in Europa wie in den USA billiger sind. Umgekehrt können sich Chinesen mit einer schwachen Währung nicht so viele Waren aus den USA und Europa leisten. Kritiker fordern immer lauter, dass Peking seine Währung aufwertet bzw. zumindest frei schwanken lässt. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise im Sommer 2008 hatte Peking die Landeswährung nach drei Jahren kontinuierlicher, leichter Aufwertung praktisch fest beim Kurs von 6,80 Yuan pro Dollar eingefroren. Im Juni dieses Jahres lockerte die Volksrepublik die Bindung der heimischen Währung an den Dollar vorübergehend. Sofort legte der Yuan im Vergleich zum Greenback um rund zwei Prozent zu (vgl. EUR/CNY).

Gold als Ersatzwährung?
Geht es nach Daniel Eckert, Wirtschaftsjournalist und Autor des gerade erschienenen Sachbuchs "Weltkrieg der Währungen", müsse sich China bewegen und die eigene Währung aufwerten. Dabei ständen die Chinesen in dem Dilemma, ihre riesigen, in US-Staatsanleihen investierten Währungsreserven zu schmälern und die eigene Exportwirtschaft zu schwächen. Eckert schlägt eine Art von Transferzahlungen vor, eine Transfer-Union, um die prekäre Abhängigkeit zwischen den USA und China zu entspannen. Und: "Wir brauchen Gold jetzt als Ersatzwährung." In seinem Werk beschreibt Eckert den Krieg, der zwischen dem Dollar, dem Yuan und dem Euro um die Vorherrschaft auf den Weltmärkten entbrannt ist.

Trichet warnt vor übertriebenen Wechselkurs-Ausschlägen
Zurückhaltend zu den globalen Währungsturbulenzen hat sich gerade der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, geäußert. Zwar warnte er, wie schon häufiger geschehen, vor den schädlichen Auswirkungen übertriebener Wechselkurs-Ausschläge. Konkreter äußerte sich Trichet am Donnerstag aber nicht. Nach seiner Bemerkung, er teile die Meinung der US-Regierung, wonach ein fester Dollar im Interesse der USA sei, schnellte der Euro-Kurs erstmals seit gut acht Monaten kurzfristig über 1,40 Dollar (siehe Euro-Dollar-Kurs).


IWF-Chef ist besorgt
Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, kündigte an, auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank am Wochenende werde auch über Währungsfragen intensiv diskutiert. Er signalisierte Besorgnis. "Es beginnt sich die Ansicht zu verbreiten, dass Währungen als politische Waffe eingesetzt werden können", sagte er der "Financial Times". Dies könne die globale Konjunkturerholung ernsthaft bedrohen. Er betonte, der Weltwährungsfonds sei "der richtige Ort", um Währungsstreitigkeiten zu behandeln. Er schlug außerdem eine "Art systemweite Stabilitäts-Initiative" vor, ohne Details zu nennen. Der IWF-Chef dämpfte aber Hoffnungen auf schnelle Ergebnisse. "Dieses Problem wird man nicht in fünf Minuten lösen können."
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