Merkel fürchtet um den Euro

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Merkel fürchtet um den Euro

Beitragvon frst am Do 25. Feb 2010, 08:53

Wir haben zu diesem Thema schon oft diskutiert. Die hiesige Meldung zeigt, dass wir alle mit unseren Meinungen nicht ganz falsch lagen. Hier die jüngsten Pressemeldungen, welche zumindest nachdenklich machen:

]"...Merkel fürchtet um den Euro.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht den Euro erstmals in einer "schwierigen Situation" (Quelle: imago)
Die griechische Schuldenkrise entwickelt sich immer stärker zu einer Gefahr für die europäische Wirtschaft. Kanzlerin Merkel sieht den Euro erstmals seit seiner Einführung in einer "schwierigen Situation". In Griechenland sorgte ein Generalstreik für Chaos.

Merkel glaubt trotz Widrigkeiten an Euro
Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgt sich um die europäische Gemeinschaftswährung: Der Euro befindet sich ihrer Einschätzung zufolge wegen der griechischen Schuldenkrise erstmals seit seiner Einführung in einer schwierigen Situation. Diese werde er aber bestehen, sagte Merkel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Kanzlerin kritisiert Spekulationen
Dass angesichts des starken Anstiegs der Staatsverschuldung im Zuge der internationalen Wirtschaftskrise gegen Länder mit einer ungünstigen Ausgangslage und ungelösten Strukturproblemen spekuliert werde, nannte sie gefährlich. Lösungen müssten bei der Nachhaltigkeit der Staatshaushalte der betroffenen Länder ansetzen, sagte die Kanzlerin.

Griechenland muss Vereinbarungen dringend einhalten
Eine echte Vertrauensbildung in den Euro könne auf den Finanzmärkten nur gelingen, wenn in Griechenland wie auch in anderen Ländern mit sehr hohen Defiziten das Problem bei der Wurzel gepackt werde. Sie sei deshalb für die Konsolidierungsbereitschaft der griechischen Regierung sehr dankbar. Das für dieses Jahr gesteckte Konsolidierungsziel müsse erreicht werden.

Schärfere Kontrolle für Anwärterstaaten
Eine Aufweichung des EU-Stabilitäts- und Wachstumspakts lehnte Merkel ab. "Die gerade für Deutschland in der Tradition der harten D-Mark entscheidende Zielsetzung der Stabilität des Euro werde ich mit allem Nachdruck verfolgen", sagte sie. Zudem müsse in Zukunft noch genauer hingeschaut werden, welches Land den Euro einführen dürfe. "Wir brauchen mehr Transparenz und Konsequenz, damit ein Unterlaufen der Kriterien unmöglich wird."

Konjunkturprognose für EU steht anDie EU-Kommission legt am Donnerstag in Brüssel eine vorläufige Prognose für die Konjunktur in der Europäischen Union vor. Der neue EU-Währungskommissar Olli Rehn dürfte dabei auch zur Finanzkrise in Griechenland und deren Folgen für die Stabilität des Euros Stellung nehmen. In der bisher letzten Prognose vom November vergangenen Jahres hatte die Kommission für 2010 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um 0,7 Prozent und eine Inflationsrate von 1,3 Prozent vorhergesagt.

Rebellion gegen Brüsseler Spardiktat
In Griechenland protestierten am Mittwoch rund 50.000 Menschen gegen das Sparprogramm der Regierung, die auf Druck der Europäischen Union die Staatsschulden drastisch senken muss. Geplant sind unter anderem eine Anhebung des Rentenalters, die Kürzung von Beamtenbezügen und Steuererhöhungen. Die Regierung will mit diesen Sparmaßnahmen das massive Haushaltsdefizit von zuletzt 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um mindestens vier Prozentpunkte senken...
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Re: Merkel fürchtet um den Euro

Beitragvon radebeuler am Do 25. Feb 2010, 09:02

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Re: Merkel fürchtet um den Euro

Beitragvon sachsenjäger am Do 25. Feb 2010, 09:12

Entschuldigung, aber diese überschlauen Börsenmeldungen kann ich nicht mehr sehen. Im Übrigen geht das an der Sache vorbei. Hier meine Pressemeldung dazu. Die halte ich für realistischer.

Schulden könnten Stabilität des Euro weiter untrgraben.
Die Länder in der Eurozone driften immer weiter auseinander.
Die Fliehkräfte an den Rändern des Euroraums nehmen zu. Grund ist die Finanzkrise, die vor allem den Euro-Ländern am Rande Europas zu schaffen macht. Staaten wie Irland leiden unter dem hohen Euro und müssen immer höhere Schulden aufnehmen. Das geht langfristig auf Kosten der Stabilität des Euro. Dabei erschien die Währungszone noch vor wenigen Monaten als sicherer Hafen im Sturm der Finanzkrise.

Unübersehbare Differenzen im Euro-Raum
Draußen sahen Nicht-Euro-Länder wie Island und Ungarn ihre Währungen abstürzen, Banken in den USA und Großbritannien gingen unter. Doch inzwischen scheint die Mitgliedschaft im Club der 16 keine Garantie für Stabilität mehr zu sein. Unter den Euro-Staaten haben sich unübersehbare Differenzen aufgetan: Auf der einen Seite steht Deutschland, Grundstein des Euro-Gebäudes, das eine Politik vergleichsweise kleiner Risiken verfolgt. Auf der anderen Seite sind Staaten der Peripherie: Irland, Portugal, Italien, Griechenland und Spanien.

Immer höhere Anleihezinsen
Diese Regierungen müssen Investoren mit immer höheren Zinsen anlocken, um ihre Anleihen verkaufen zu können. Nicht nur, dass steigende Zinszahlungen diese Länder noch weiter in die Schulden treiben könnten. Eine weitere Verschuldungspolitik könnte letztlich auch die Gemeinschaftswährung Euro untergaben.

Größte Euro-Skepsis in Irland
Die größte Euro-Skepsis macht sich ausgerechnet in Irland breit, das mehr als zehn Jahre in einem spektakulären Boom lebte. Doch 2008 verdoppelte sich die Arbeitslosigkeit fast, selbst namhafte Unternehmen schlossen Fabriken. Und in dieser Woche meldete Irland den ersten Rückgang der Inflationsrate seit 1960 - ein sicheres Zeichen für die Konsumflaute.

Internationale Investoren wollen nicht mehr helfen
"Irland wird vom Sturm böse zugerichtet", sagt Dan McLaughlin, Chef-Ökonom der Bank of Ireland. Auf seiner Liste der Katastrophen steht das Platzen der Wohlstandsblase, die Kreditkrise und das jüngste Euro-Allzeithoch gegenüber Dollar und britischem Pfund - den Währungen der beiden wichtigsten irischen Exportmärkte. Viele irische Produzenten wünschen deshalb inzwischen, ihr Land hätte den Euro niemals eingeführt. Erst vor kurzem bestätigte die irische Regierung, dass sie jeweils 3,5 Milliarden Euro in die beiden größten Banken des Landes pumpen will, um klaffende Löcher zu stopfen - internationale Investoren wollen nicht mehr helfen. Eben diese Investoren muss die Regierung jetzt davon überzeugen, dass der irische Staat selbst noch eine sichere Bank ist.

Riesige Haushaltsdefizite in Spanien und Portugal
Eigentlich dürfen Euro-Länder nicht mehr als drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts an neuen Schulden aufnehmen. Doch das völlig außer Kontrolle geratene irische Haushaltsdefizit wird für 2009 auf elf Prozent geschätzt. Ebenfalls dramatisch ist die Lage an der südlichen Peripherie: Prognosen sehen das spanische Haushaltsdefizit bei 5,8, das portugiesische bei 4,6 Prozent und das griechische bei 3,7 Prozent. Zwar hat die EU bereits angekündigt, dass sie in der Krise ein Auge zudrücken will. Doch der Markt zeigt weniger Gnade: Griechenland musste für seine 10-Jahres-Anleihen bereits durchschnittlich 5,7 Prozent Zinsen gewähren, Irland 5,2 und Italien je 4,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik, die eine bessere Kreditwürdigkeit hat, musste Investoren nur 3,2 Prozent zahlen.

Einheitliche Zinspolitik für alle Euro-Länder
Hätten die Euro-Länder noch ihre eigenen Währungen, könnten die Zentralbanken die Zinsen deutlicher und schneller senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Europäische Zentralbank jedoch verfolgt eine Zinspolitik, die für alle Euro-Länder gilt. Direkte Einflussnahme auf nationale Wirtschaftssysteme ist kaum möglich. Trotzdem sind sich Analysten einig, dass die Euro-Mitgliedschaft die Gemeinschaft als Ganzes weniger angreifbar macht. "Ohne den Euro wären die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise doppelt so schlimm - mit Abwertungen, die höhere Zinsen und höhere Arbeitslosigkeit ausgelöst hätten", sagt Yves-Thibault de Silguy, früher EU-Finanzkommissar.

Kampf gegen Schulden und Rezession
Allerdings sind sich die Ökonomen auch einig, dass die Euro-Staaten gegen Verschuldung und Rezession auf eigene Faust kämpfen müssen - schließlich sind auch die Probleme vor allem hausgemacht. "Doch einige Länder werden nicht mehr mithalten können", warnt Simon Tilford, Chef-Ökonom des Londoner Center for European Reform. "Wir werden immer größere Haushaltsdefizite sehen."

Dramatische Krise in Portugal
Eine dramatische Krise durchleidet auch Portugal: Gründe für die steigende Verschuldung sind Ineffizienz, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und extreme Abhängigkeit von Energieimporten, wie Ökonom Goncalo Pascoal erklärt. Er sieht die Mitgliedschaft in der Eurozone als Vor- und Nachteil: Einerseits würden die aggressivsten Währungsspekulanten abgehalten. Doch gleichzeitig könne Portugal seine Wirtschaft nicht mit noch niedrigeren Zinsen anschieben: "Wir sind jetzt besser geschützt. Aber wir haben weniger Raum für finanzielle und politische Manöver als unsere internationalen Wettbewerber." (Quelle: imago)
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Re: Merkel fürchtet um den Euro

Beitragvon sachsenjäger am So 28. Feb 2010, 10:45

Hier nochmals ein Bericht, der nicht so besonders positiv bezüglich der Stabilität des Euro aussiehet:


Der Euro schwebt in höchster Gefahr

Spekulanten haben die Währungsunion ins Visier genommen. Sie wetten auf einen Zerfall der Gemeinschaft und treiben die Zinsen der 16 Staaten auseinander. Um den Euro zu retten, will Brüssel die Länder zum Sparen zwingen. Denn Irland, Spanien und Griechenland verlieren offenbar die Kontrolle über ihre Schulden.

In der Wirtschafts- und Finanzkrise will die EU-Kommission die EU-Länder zur Budgetdisziplin zwingen. "Die Mitgliedstaaten werden mehr Zeit bekommen, um ihre überhöhten Defizite zurückzuführen. Aber wir werden Defizitverfahren eröffnen“, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

So steht der Euro Barroso machte deutlich, dass der Euro-Stabilitätspakt nicht auf Eis gelegt wird, auch wenn die EU-Staaten im Kampf gegen Wirtschafts- und Finanzkrise Milliardenbeträge zur Schadenbegrenzung und zum Ankurbeln der Konjunktur in die Hand nehmen müssen. „Der Euro kann ohne den Stabilitätspakt nicht existieren.“

Die Euro-Mitglieder Irland, Spanien, Griechenland, Frankreich und Malta überschritten laut Kommission bereits im vergangenen Jahr die Defizit-Grenze von drei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Für das laufende Jahr werden weiter steigende Defizite erwartet. Für Irland werden beispielsweise elf Prozent erwartet. Barroso ließ es offen, gegen welche Länder Verfahren eröffnet werden. Bisher ist kein Euro-Land mit einer Strafprozedur konfrontiert, bei der in letzter Konsequenz milliardenschwere Bußen drohen.

EU-Währungskommissar Joaquín Almunia hatte zu Wochenbeginn angekündigt, dass er sich am 18. Februar zu den Defizitfällen äußern will. Die Euro-Länder beschlossen bereits im vergangenen Jahr, dass ein maßvolles und zeitlich begrenztes Überschreiten der Defizitgrenze angesichts der Krise toleriert wird. Für Deutschland wird 2010 ein überhöhtes Defizit von 4,2 Prozent erwartet.

Der frühere portugiesische Ministerpräsident Barroso wandte sich vehement gegen den Eindruck, dass insbesondere südeuropäische Länder von der Krise betroffen seien. Großbritannien sei wahrscheinlich das Land in Europa, das am meisten von den Finanzturbulenzen erfasst worden sei. „Der Euro schützt“, sagte Barroso. Das zeige ein Vergleich von Irland und Island, das weder EU- noch Euro-Mitglied sei. „Irland ist nicht so hart von der Krise getroffen worden wie Island.“

Die Krise führt dazu, dass die Unterschiede zwischen den 16 Staaten der Eurozone wachsen. Länder wie Griechenland oder Italien zahlen inzwischen für Staatsanleihen Risikoaufschläge – der Abstand zu den deutschen Bundesanleihen steigt. Irland hatte in der vergangenen Woche offiziell Spekulationen zurückgewiesen, wonach der Internationale Währungsfonds (IWF) in Dublin wegen der prekären Verschuldung des Landes eingreifen müsse.

Spekulanten spielen ein Spiel mit der europäischen Währungsunion. Sie zwingen Länder wie Griechenland, Irland oder Portugal dazu, so hohe Zinsen zu zahlen, als gäbe es den Euro nicht. Die Einsätze bei diesem Spiel sind hoch: Am Ende könnte ein Auseinanderbrechen der Eurozone stehen – die Deutschen hätten dann nach viel Chaos vielleicht die Mark zurück. Oder aber die bundesrepublikanischen Steuerzahler werden für das Fortbestehen der angeschlagenen Union zur Kasse gebeten.

Auch für Anleger hat das Spiel der Spekulanten weitreichende Konsequenzen, hängt von seinem Ausgang doch ab, was die Gemeinschaftswährung in der Welt künftig wert sein und welches Zinsniveau in Europa herrschen wird.

Noch nie war die Lage für den Euro so angespannt wie derzeit. Das zeigt sich in der zunehmend auseinanderklaffenden Zinsentwicklung bei Staatsanleihen. Während zehnjährige Papiere der Bundesrepublik bei drei Prozent nahe historischer Tiefstände rentieren, schießen die Renditen bei Peripherieländer-Bonds in die Höhe.

Die Republik Griechenland muss auf Schuldtitel mit zehn Jahren Laufzeit inzwischen über sechs Prozent bieten. Die Zinsdifferenz (auch Spread genannt) ist so groß wie noch nie seit Einführung des Euro. Das Fatale: Je höher die Zinsen, die ein Land zahlen muss, desto teurer wird die Finanzierung beispielsweise von Konjunkturprogrammen. Das wiederum verschärft die Krise, die den Ländern mit Randlage ohnehin am meisten zusetzt: ein Circulus vitiosus.

Vergangene Woche erhielten die Wetten gegen die Gemeinschaftswährung neue Nahrung durch die Ratingagenturen: Die Nummer eins unter den Bonitätsprüfern, Standard & Poor’s, stufte die Kreditwürdigkeit von Spanien und Portugal zurück. Die iberischen Staaten ereilte das gleiche Schicksal wie eine Woche zuvor Griechenland. Und eine Zurückstufung Irlands gilt bereits als ausgemachte Sache. Bonitätsnoten geben an, wie wahrscheinlich die vollständige Rückzahlung der Kredite ist. Je geringer die Note, desto höher das Risiko und desto höher in der Regel auch der Zins, den der Schuldner zum Ausgleich bieten muss.

Angst vor Staatsbankrotten geht um - Investoren verlangen deutlich höhere Zinsen
Besonders schmerzlich ist der Rating-Abstieg für Spanien: Davor konnte sich das durch seinen Immobiliencrash ins Straucheln geratene Boomland der Topnote AAA (Dreifach-A) erfreuen und rangierte mithin in einer Liga mit Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

Ein regelrechter Sturz vom AAA-Olymp droht Irland. Bis vor Kurzem wurde die Nation als europäisches Musterländle mit starkem Wachstum, niedrigen Steuern und weltoffener Ökonomie gefeiert. Nun befürchtet mancher, dass die Inselrepublik wegen der katastrophalen Lage ihrer Banken zu einem zweiten Fall Island werden könnte.

Umfrage:
50% Austritt aus der Eurozone und die D-Mark wieder einführen.12% Schwache Länder wie Irland und Griechenland ausschließen.25% Schwache Länder zum Sparen zwingen.14% Nichts tun. Die Lage beruhigt sich von selbst wieder, wenn die Wirtschaft anspringt.11649 abgegebene Stimmen Die Spekulanten sind dadurch auf den Plan gerufen worden, dass die Mitgliedschaft im Euro-Club die Probleme kurzfristig verschlimmert. Die schwächeren Länder können zum Beispiel ihre Wirtschaft nicht durch eine Abwertung einer nationalen Währung stützen, wie dies die Briten derzeit vorexerzieren. Auch können sie den Leitzins nicht selbst bestimmen. Da die Aufnahme von Krediten nun immer teurer wird, sind auch der Fiskalpolitik, die mit Konjunkturprogrammen eingreifen könnte, die Hände gebunden. Damit sind sie der Finanzkrise viel stärker ausgeliefert als andere Staaten.

„Jetzt zeigen sich einige der grundlegenden Konstruktionsfehler der Währungsunion“, sagt Paul Donovan, Stratege bei der UBS.

Doch ist die Rückkehr zu den nationalen Währungen die Lösung? Donovan hat dieses Szenario durchgespielt: Zwar sei die Wahrscheinlichkeit für das Ausscheren einzelner Länder zuletzt gestiegen. Doch sei diese Option für den betroffenen Staat so kostspielig, dass sie nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden dürfte: „Der Preis dafür könnte ein Kollaps des nationalen Bankensystems sein.“ Daneben würden die Anleihen des Schuldners, in die neue Landeswährung konvertiert, dramatisch an Wert verlieren. All dies spreche gegen ein Ende des Euro. Wahrscheinlicher ist aus seiner Sicht ein Einspringen der übrigen Länder der Eurozone. Auf Deutschland als größten Beitragszahler könnte das Gros der Lasten zukommen.

Eine nur leicht verhohlene Form des Geldtransfers bringt Philipp Nimmermann von der BHF-Bank ins Spiel: „Um die Belastung für Griechenland und andere Länder zu reduzieren, könnten sich die Finanzminister der Währungsunion darauf verständigen, Euroland-Anleihen auszugeben, für die alle geradestehen“, sagt der Devisenexperte. Jüngst hatte Finanzminister Peer Steinbrück einen solchen Bond mit Hinweis auf die zusätzlichen Kosten für den deutschen Steuerzahler noch abgelehnt. „Früher oder später dürfte an dieser Solidaritätsbekundung aber kein Weg vorbeiführen“, sagt Nimmermann.

Leidtragender der jetzigen Unsicherheit ist der Euro. Solange es kein klares politisches Bekenntnis gibt, werden die Spekulanten die Gemeinschaftswährung weiter ins Visier nehmen. Seit Dezember hat das europäische Geld gegenüber dem Dollar rund 20 Cent eingebüßt. Dabei ist Letzterer selbst angeschlagen, haben die Amerikaner doch mit einer Vielzahl von Problemen im eigenen Haus zu tun. Beobachter sehen den Euro erst dann wieder im Aufwind, wenn sich die Europäer zu einer gemeinsamen Lösung der Krise zusammentun.

Als lachender Dritter könnte sich Gold erweisen, das anders als Dollar oder Euro nicht mit der Notenpresse beliebig multipliziert werden kann. Vermögenssparer halten sich zum Beispiel an börsennotierte Fonds, die mit echtem Gold unterlegt sind. Eher wagemutige Investoren können aus der jetzigen Marktverzerrung auch anders Profit schlagen: Sie nutzen die hohen Risikoaufschläge und sichern sich die im Vergleich zu Bundesanleihen üppigen Zinsen der Südländer. Nahezu sämtliche Regierungsbonds der Eurozone sind an deutschen Börsen zu erwerben. So zum Beispiel eine fünfjährige griechische Anleihe, die 5,8 Prozent (WKN: A0T56A) abwirft und damit 3,5 Prozentpunkte mehr als das analoge deutsche Staatspapier. Diese Wette geht jedoch nur auf, wenn die Eurozone nicht auseinanderfällt. Sonst endet man mit Drachmen im Depot und Mark im Portemonnaie.
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