Etablierten Parteien laufen die bürgerlichen Wähler weg

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Etablierten Parteien laufen die bürgerlichen Wähler weg

Beitragvon jop am Fr 6. Okt 2017, 10:41

Etablierten Parteien laufen die bürgerlichen Wähler weg - Bertelsmann-Studie (dpa)

Die etablierten Parteien haben bei der Bundestagswahl laut einer Studie nicht nur am rechten Rand Wähler verloren, sondern auch massiv in der bürgerlichen Mitte. Demnach haben vier von zehn Wahlberechtigten dieser Gruppe ihre Stimme nicht abgegeben oder die AfD gewählt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh mit dem Titel "Populäre Wahl".
Demnach verloren CDU/CSU in dieser Gesellschaftsgruppe bei der Wahl vor gut zwei Wochen 15 Prozentpunkte, während die AfD um den gleichen Wert zulegte. "Die etablierten Parteien verlieren in der bürgerlichen Mitte deutlich an Terrain. Der Kampf um die Mitte hat sich massiv verschärft", erklärte der Autor der Studie, Robert Vehrkamp.

Das hat Folgen für die Koalitionsbildung. Eine große Koalition aus Union und SPD würde demnach nur noch 42 Prozent und ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen nur 39 Prozent aller Wahlberechtigten aus der bürgerlichen Mitte repräsentieren.

"In der bürgerlichen Mitte gibt es eine Erosion, darum müssen sich die etablierten Parteien kümmern. Sonst werden sie das verloren gegangene Terrain nicht wieder zurückgewinnen", sagte Studienautor Vehrkamp der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Auswertung der Daten haben die Gütersloher Forscher eine neue Konfliktlinie der Demokratie ausgemacht. Die Wählerschaft ist demnach gespalten in die Skeptiker und Befürworter der Modernisierung. Diese Trennlinie hat das Wahlverhalten nach Überzeugung der Studienautoren entscheidend geprägt. Auf der einen Seite stünden Milieus, die sich mit Begriffen wie Tradition oder Besitzstandswahrung identifizierten. Für Milieus, die der Modernisierung offen gegenüber stehen, stünden Begriffe wie Grenzüberwindung und Beschleunigung.

"Die AfD wurde ganz überwiegend von Menschen gewählt, die der sozialen und kulturellen Modernisierung zumindest skeptisch gegenüberstehen", befand Vehrkamp nach Auswertung der Zahlen. 65 Prozent aller AfD-Wähler kommen aus Milieus, die eher modernisierungsskeptisch sind. Damit habe die AfD im Parteienspektrum ein Alleinstellungsmerkmal, heißt es in der Studie. Die Wähler aller anderen Parteien im Bundestag sind in der Mehrheit Modernisierungsbefürworter: Bei der CDU/CSU sind es 52 Prozent, SPD (56), FDP (59) und Linke (62). Spitzenreiter sind mit 72 Prozent die Wähler der Grünen.
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Re: Etablierten Parteien laufen die bürgerlichen Wähler weg

Beitragvon Heinze am Fr 6. Okt 2017, 11:07

Nicht nur die Politiker entfernen sich von Ihrem Volk, sondern auch diejenigen die nun dem Volk Ihr Abstimmergebnis erklären wollen. Im Übrigen: Die Menschen die ich in den letzten Jahren getroffen und mit diesen über politische Themen gesprochen habe, hatten alle eine ganz wesentliche Aussage. Die lautet:

"Ich möchte nicht die Politik besser erklärt haben, sondern ich möchte eine solche, die meine Interessen vertritt und Politiker die mich ernst nehmen und zuhören, was die Menschen tatsächlich bewegt."

Für mich stellt sich mehr und mehr die Frage, wem dienen denn eigentlich unsere Politiker wirklich? Das lasse ich hier einfach mal so stehen, sonst trifft mich wieder eine Ermahnung des Moderators.

In einem Beitrag der rcu habe ich folgendes gefunden:

Gleichwohl hat die einseitige Investitionspolitik in die großen Städte, Wachstumszentren und sog. Leuchttürme zur Vernachlässigung ganzer Regionen des ländlichen Raumes  und zur nachhaltigen Störung der Stadt - Umlandbeziehungen geführt sowie die demographischen Entwicklungen zuungunsten des ländlichen Raumes zusätzlich beeinflusst. Die Vernachlässigung oder Aufgabe der Entwicklung ländlicher Regionen müssen die kommenden Generationen doppelt und dreifach "bezahlen". Nicht zuletzt werden sich in den zurückgelassenen Regionen die soziale Spannungen verstärken, die auch einen politischen Preis haben. Insoweit ist der Begriff der "abgehängten" Region unzutreffend und muss von der dort lebenden Bevölkerung als zynisch verstanden werden. Diese Regionen wurden nicht abgehängt, sondern ganz bewusst zugunsten der großen Städte und Wachstumszentren geopfert. Eine ausgewogene Investitionspolitik, die die Stärken aller Regionen gezielt fördert, wird langfristig Aussicht auf Erfolg haben. Insoweit ist die Konsolidierung der Haushalte sowohl im engeren Sinne der kommunalen Haushaltswirtschaft aber auch im weiteren Sinne der volkswirtschaftlichen Gestaltung zu sehen und erfordert ein noch stärkeres Zusammenwirken von Landes- und Kommunalpolitik.

Ja, ich meine das ist schon etwas näher an der Wahrheit der Dinge dran.
Die Medien schießen sich auf die Abgehängten ein, die ein Almosen brauchen. Besonders die im Osten. Man müsse sich auch um die kümmern. Richtig ist doch, dass ganze Regionen und die Menschen in vielen ländlichen Räumen für die sog. Wachstumszentren geopfert wurden. Geopfert für Zentren, in denen es bereits jetzt nicht mehr genug Arbeit aber dafür Mieten gibt, die nur noch wenige bezahlen können. Die Profiteure dieser Entwicklung bestimmen auch die Richtung der Politik, die Mieten und die fallenden Löhne. Ein Heer ganzer Menschen steht Schlange, wenn Mieträume zu besichtigen sind oder ein Arbeitsplatz zu vergeben ist. Klar ist doch, dass dort die sozialen Spannungen wachsen müssen, oder wie seht Ihr das?

Aber wir erkennen gegenwärtig keine Fehler in der zurückliegenden Politik. Wir wissen nicht, was wir hätten besser oder anders machen können. :D

Viele ländliche Regionen haben keine Lobby. Dort sind innovative Betriebe die immer mehr Arbeitsplätze schaffen und händeringend Leute suchen. Dort ist auch bezahlbarer Wohnraum. Dennoch werden diese Regionen ausgehungert und förmlich enteignet. Dort fehlt es an allen Stellen der Infrastruktur, in die nicht mehr investiert wurde. Nun wundert sich die CDU und CSU, dass ihr die Wähler weglaufen. Hat schon jemand bemerkt, dass die CDU und CSU seit Jahrzehnten in den ländlichen Gebieten ihr Wählerpotential hatte? Ja, aber die wurden von Ihren Politikern ja abgehängt, ausgehungert und enteignet. Für mich ist das eine der schlichten Wahrheiten. Wir machen es uns zu einfach und suchen im trüben, diskutieren über Mitte oder mehr rechts und sowas. Das interessiert meines Wissen die Leute nicht, sondern bewegt die Politik weiter weg von den Menschen. Hatten wir aber alles schon und jeder weiß, wo das hinführen wird.
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