Rezession und öffentlicher Haushalt

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Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon Grünrock am Mi 15. Okt 2008, 18:41

Guten Tag!
Beschäftige mich gegenwärtig, wie sicher viele Stadträte mit dem Thema, welche Auswirkungen eine nahende Rezession auf die Kommunen haben wird. Klar ist, dass wirtschaftliche Stagnation oder anzunehmender Rückgang wirtschaftlicher Entwicklung eine unmittelbare Auswirkung auf die Haushaltssituation der Sädte haben wird. Einen "Vorgeschmack" dazu hatten wir bereits vor einigen Jahren. Wir hatten damals auch nicht gedacht, welche unmittelbaren und vor allem schwerwiegenden, haushaltswirtschaftlichen Folgen sich einstellen.
Es fehlt mir zur Zeit an Vorstellungskraft, wie die Auswirkungen einer weltweiten Rezession auf die Haushalte einzuschätzen sind.
Interessant wäre auch und dies diskutieren wir gegenwärtig auch, welche Sofortmaßnahmen tatsächlich in den Kommunen getroffen werden sollten. Noch passiert doch nichts-oder?
Ich glaube persönlich, dass die Rezession und die Katastrophe in den Städten schneller bei uns ist wie uns das lieb ist?
Was macht Ihr?
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon jop am Do 16. Okt 2008, 13:26

Hallo,
habe Deinen Beitrag mit Aufmerksamkeit gelesen. Bin der Auffassung, dass sowohl die Finanzkrise als auch die Rezession alle (mehr oder weniger) treffen wird. Ich selbst kenne eine Wissenschaftseinrichtung eines Landes und des Bundes. Diese haben die beabsichtigten Kürzungen bereits auf dem Tisch und sind nach meiner Auffassung bereits substantiell. Werden nunmehr auch noch die Länder überproportional zur Kasse gebeten (Hilfspaket des Bundesfinanzministers in dieser Woche) werden die Leistungen bei Wissenschaft, Hochschulen, Kultur, Sport usw. nur noch bedingt zur Verfügung stehen. Auch die Drittmittel der EU werden in den nächsten Monaten z. T. oder ganz fehlen. Oder - Wer sieht das anders?
Da werden wir uns wohl warm anziehen müssen, wenn wir noch dazu kommen. In den Städten und Gemeinden gehts da noch - Dort kann man die Leistungen nicht einfach so "abstellen".
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon berlinbear am Mo 20. Okt 2008, 12:59

Guten Tag zusammen,

nehme im Forum neu teil und freue mich als Volkswirt, dass zum Thema Rezession und deren Auswirkungen im öffentlichen Bereich miteinander gesprochen wird. Richtig ist, wie Ihr das seht, dass wir in den USA und in Europa von einer Rezession sprechen. Diese erfasst jetzt auch Deutschland. Im zweiten und dritten Quartal lag kein konjunkturell förderliches Wachstum vor - damit befinden wir uns bereits in einer Rezession - auch wenn die Volkswirte in Deutschland ungerne davon sprechen.

Ich arbeite in einer Forschungsstätte des Bundes. Wir haben wegen der beginnenden Rezession unsere Einwerbungsarbeit für Drittmittel verstärkt und versuchen unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, in dem wir Zielvereinbarungen abschließen und die Tätigkeitsbeschreibungen des Forschungspersonals dergestalt präzesieren, dass die Drittmittel mit hohem internationalen Erfolg auch "abgearbeitet" werden können. Das erscheint mir ein gangbarer Weg. Wir müssen mit unserem Personal noch konkreter und zielgerichteter aber auch erfolgsorientierter arbeiten. Wir setzen unser Personal mehr projektgebunden ein, um die Gefahr der davonlaufenden Kosten gering zu halten.

Und Ihr?
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon hansi am Di 21. Okt 2008, 09:25

Tach zusammen!
Da bin ich aber mit der Diskussion nicht ganz einverstanden. Zuerst triffts die Kommunen am stärksten, denn wir sind die letzten in der "Kette". Jeder besorgt sich noch im öffentlichen Bereich die Mittel, die er braucht. Bei uns brechen die Steuern weg und ich seh schon die sehr mitleidigen Blicke unserer Kommunalaufsicht. Was sollen wir den tun?
Nicht einverstanden bin ich mit der Diskussion, dass jetzt die Schulden der "Öffentlichen" Ausgangspunkt der Krise sein sollen. Wir können doch wirklich nichts dafür und haben auch nichts davon gewusst. Schuld sind Ackermann und Co. Die Verzocken das Geld und jetzt will es keiner gewesen sein. Oder? Die Gier der Menschen, die unendlichen Gewinne der Unternehmen. Ein unkontrollierter Kapitalismus führt zu sozialer Ungerechtigkeit und zerbricht irgendwann an seiner eingenen Gier.
Das meine ich und sage das auch ganz deutlich!
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon berlinbear am Di 21. Okt 2008, 11:46

Na ja - Hansi,

da kann ich Dir nicht so einfach beipflichten. Die Tatsachen sind nach meiner Ansicht andere. Die Staatsverschuldung hat weltweit eine Grenze überschritten, welche zur Finanzkrise und Rezession führt. Fakt ist, dass z. B. die Staatsverschuldung in den USA auch zur privaten Verschuldung seiner Bürger geführt hat. Von dem was die Leute dort mit Arbeit verdienen, können und wollen sie nicht leben. Dies führte zur Überbewertung der Immobilien und zur ungehemmten Kreditierung dieser. Diese Schulden wurden und werden als angeblich sichere Anlagen weltweit verkauft. Daraus realisierten z. B. unsere Landesbanken, die Sparkassen und auch die Kommunen eine Rendite, welche aus Kapital finanziert wird, welches durch nichts oder nicht ausreichend gedeckt ist.

Insoweit lieber Hansi - sind die Ackermanns - ob Privatbank oder solche, die in unser aller Eigentum stehen - nicht die Ursache, sondern lediglich die "Mitwisser und Auslöser" der Krise. Das Geld ist ja auch nicht weg - sondern nur wo anders - stimmts! Da haben wir Autobahnen und Abwasserkanäle gebaut und vor allem mit übermäßigem Personal einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen. Wir beruhigen uns dann wieder - denn wir haben ja die Binnenwirtschaft "abgekurbelt" und Arbeitslosigkeit verhindert.

Natürlich leben wir in unseren Kommunen zunehmend auch von Geld, was z. T. aus späkulativen Geschäften verdient (z. B. Sachsen LB, Bayern LB) oder aus Krediten geschöpft wird. Ich persönlich bin deshalb auch ganz vorsichtig, mit dem Finger nur nach den USA und den Ackermanns zu zeigen. Schau Dir mal den "Anlagewert" Deiner Kommune und dann Eure Schulden an. Die Weltfinanzkrise und weltweite Rezession hat keine USA spezifischen Ursachen - wer das glaubt, sieht nach meiner Meinung sehr viel zu kurz. Weil viele sehen, was passiert, wird weniger konsumiert und in Folge dessen weniger investiert. Damit geraten wir in die Rezession.

Jetzt kann man ein riesiges Hilfspaket für die Banken bereit halten. Was passiert dann, wenn das Geld tatsächlich abgefordert wird? Man wird die Geldmenge vergrößern. Und die Folge?

Nun steckt aber auch in jeder Krise eine Chance. Deshalb habe ich gesagt, wir werden in unserem Forschungsinstitut, übrigens ein öffentliches, die Wettbewerbsfähigkeit schnell verbessern. Das hilft uns in dieser Lage selbst aber auch unserem Träger und so uns allen. Tatsächliche Leistung und angemessene Bezahlung dafür. Dann können wir uns selbst aber auch den anderen in die Augen schauen.
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon franzl am Fr 24. Okt 2008, 18:41

Ja, mai!
nu machts mal nich so kompliziert!
Wir wern schaun wies wird und denn fallt uns schon zammen was ein.
Nich rumreden - angepackt und los - oder was?
Mach doch mal einer nen vernünftigen Vorschlag aber praktisch.
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon berlinbear am So 26. Okt 2008, 11:18

Na ja,
franzel, da unterschätzt Du wohl die Dinge etwas. Wenn nun schon Herr Minister Steinbrück davon ausgeht, dass der Zusammenbruch der Finanzsystheme nicht abgewendet sei und Ende 2009 geschaut werden müsse... usw., dann ist wohl doch erhebliche Gefahr in Verzug. Es sei daran erinnert, dass dieser Herr Steinbrück noch vor einem Monat der Auffassung war, dass die aus den USA (?) kommende Finanzkrise uns nicht betreffe und er nicht wisse, worüber eigentlich geredet werde.
Natütrlich ist sowohl die Finanzkrise als auch die heraufziehende Rezession sehr ernst zu nehmen. Auch die Auswirkungen auf die öffentlichen Kassen werden schwerwiegend sein. Die Landesbank in Ihrem Lande lässt bereits grüßen. Herzlichen Glückwunsch.
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon Andreas am Mo 27. Okt 2008, 20:01

Tag - allerseits,
ich bin neu im Forum und versuche mich erst einzulesen und zurecht zu finden. Habe bisher, außer dem hiesigen, noch kein Forum gefunden, wo über Finanzkrise, Rezession und öffentliche Haushalte ganz offen diskutiert wird. Entweder das Thema wird verdrängt oder von uns in der Mehrheit unterschätzt. Sicher trägt dazu bei, dass eine solche Diskussion von den "Experten" in Politik und Wirtschaft nicht erwünscht war um schnelle Zuspitzungen der Finanzkrise nicht auch noch herbeizureden. Mann sagt, dass bei diesem Thema ein erhebliches Maß an Psychologie sei. Einerseits ist dies ja richtig aber anderseits kann weder in Politik noch Verwaltung beabsichtigt sein, den Dingen hinterher zu laufen und wie in den USA zu spät zu kommen. Übrigens - die Diskussion, dass vieles dieser Krise "im Kopf entschieden wird" geht - so glaube ich zumindest - an den Dingen vorbei, da wohl ganz offensichtlich objektive Tatsachen vorliegen, welche zwar vermittelt durch die Menschen - aber in jedem Falle, einer Lösung bedürfen. Oder irre ich hier? Ich glaube nicht daran, dass es von uns nur an gutem Willen bedarf um die Krise zu verhindern. Gelinde gesagt, soviel Ignoranz und Tatenlosigkeit in den Dingen hätte ich von unseren übergeordneten Behörden nicht erwartet. Sicher- keiner will Fehler machen - das Thema eignet sich auch nicht besonders in der Sonne zu stehen und Erfolge zu verkünden. Ich bin sicher, später wird man über diese Tatenlosigkeit auch befinden. Liege ich da richtig?
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon Reineke Fuchs am Mi 4. Feb 2009, 18:12

Hallo zusammen!
Ich habe in der HP der rcu folgendes gelesen:

"Der Euro rutscht ab - Vertrauensverlust bei den Währungen nimmt dramatisch zu

Zunächst ging das Vertrauen der Banken untereinander verloren. Die Staaten stützten unkoordiniert die eigenen Banken mit Milliardensummen. Folgerichtig wird die Finanzkrise nur verschoben und es beginnt der Vertrauensverlust in die Währungen. Der Wert des Dollar, Euro und anderen Währungen rutscht dramatisch ab.

Damit wächst sich die Finanz- und Bankenkrise zu einer Staatskrise aus. Seit den zurückliegenden 4 Monaten verlor z. B. das britische Pfund in Gold gerechnet 34,8%, der Euro 22,3% und der Dollar 16,7%. Nur der polnische Zloty war mit ca. 40% noch schlimmer zu bewerten. Neben Irland befinden sich bereits Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, und Malta in "schwerem Fahrwasser". In Irland wird ein Überschreiten der Defizitgrenze von 11% (!) erwartet.

EU Kommissionspräsitent Barroso fordert erneut den Euro Stabilitätspakt ein und verwies darauf, dass der "Euro ohne den Stabilitätspakt" nicht existieren könne. Wird die hohe Staatsverschuldung nicht rechtzeitig zurückgeführt, ist mit einem Auseinanderbrechen der EU und einem Zusammenbruch des Euro zu rechnen - und dies sehr bald.

Was bleibt - die Krise der Staatsverschuldung ist der Schlüssel zur Eindämmung der beginnenden Weltwirtschaftskrise - ob uns das gefällt oder nicht. Handeln können wir alle - in jeder Kommune in jedem Bundesland. Die Folgen des Zusammenbruchs der europaischen Währung wären unabsehbar..."


Das ist mir eigentlich alles klar. Nur, solange die Bundesregierung nichts tut, glaube ich nicht daran, dass die Kommunen Einsicht in die Sache haben und bei sich selbst anfangen mit sparen. Vor kurzem sah ich einen Bericht im Fernsehen, welcher genau die gleiche Problematik darstellte. Es gab wohl in 2005 bereits Veröffentlichungen, welche zeigten, dass ursächlich die Staatsverschuldung das Problem einer erneuten Weltwirtschaftskrise auf die Tagesordnung bringen wird. Im vorgenannten Fernsehbericht war zu hören, dass sich innerhalb der letzten 4 Monate die Geldmenge in den USA verdoppelt wurde. Nehmen wir mal an, die Banken bringen diese Geldmenge jetzt unter die Leute. Wie 1929 wirst Du dann dein gealt mit der Schubkarre nach hause fahren können. Es sei denn du bringst die schlappe Mio € für eine Schubkarre überhaupt auf.
Na, ja, mir wird die Sache immer klarer. Euch auch?
öffentlich und dann auch noch rechtlich?
Reineke Fuchs
 
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Re: Rezession und öffentlicher Haushalt

Beitragvon biene am Mi 4. Feb 2009, 18:33

[quote="Reineke Fuchs"]Hallo zusammen!
Ich habe in der HP der rcu folgendes gelesen:

"Der Euro rutscht ab - Vertrauensverlust bei den Währungen nimmt dramatisch zu

[i]Zunächst ging das Vertrauen der Banken untereinander verloren. Die Staaten stützten unkoordiniert die eigenen Banken mit Milliardensummen. Folgerichtig wird die Finanzkrise nur verschoben und es beginnt der Vertrauensverlust in die Währungen. Der Wert des Dollar, Euro und anderen Währungen rutscht dramatisch ab.

Damit wächst sich die Finanz- und Bankenkrise zu einer Staatskrise aus. Seit den zurückliegenden 4 Monaten verlor z. B. das britische Pfund in Gold gerechnet 34,8%, der Euro 22,3% und der Dollar 16,7%. Nur der polnische Zloty war mit ca. 40% noch schlimmer zu bewerten. Neben Irland befinden sich bereits Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, und Malta in "schwerem Fahrwasser". In Irland wird ein Überschreiten der Defizitgrenze von 11% (!) erwartet.

EU Kommissionspräsitent Barroso fordert erneut den Euro Stabilitätspakt ein und verwies darauf, dass der "Euro ohne den Stabilitätspakt" nicht existieren könne. Wird die hohe Staatsverschuldung nicht rechtzeitig zurückgeführt, ist mit einem Auseinanderbrechen der EU und einem Zusammenbruch des Euro zu rechnen - und dies sehr bald.




Nabend - Foristi,

habe mal bei Euch geschaut, ob jemand defitstische Äußerungen macht um da mal gewaltig und bienenhaft reinzustechen. Habe aber eher Honig gesaugt!
Gebe Dir recht Fuchs. Hier ist "Hopfen und Malz" verloren. Ich hatte ein Gespräch mit einer Beamtin in Sachsen, die da meinte, die Krise störe sie nicht, sie sei ja verbeamtet. Wenn der Staat pleite ist, nützt ihr das eben bloß auch nicht. Zeigt aber an, wie gegenwärtig, kleinkariert gedacht wird. Die Krise ist eben noch nicht da und wenn sie da ist, wird es zu spät sein. Hab den Fernsehbericht auch gesehen. Die meinten in 5-10 Jahren ist die USA völlig pleite. Deutschland bereits vorher. Glaub ich schon.

Na da will ich mal lieber meine Bienenkönigin (genannt die Bürgermeisterin) versorgen. Der geht es wie uns Öffentlichen. Ganzen Tag rumsummen, sich den Honig ranschleppen lassen und ja kein Handschlag tun. Wer sich bewegt hat verloren. Na dann gute Nacht - armes Deutschland!
--Wer anderen eine Grube gräbt, hat ein Grubengrabgerät--
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